Feminismus

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Traumafrau
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Re: Feminismus

Beitragvon Traumafrau » 29. November 2018, 23:06

Themis hat geschrieben:Für Weinen hätte auch ich als Mädchen mir sofort Spott oder, bei längerem, eine Ohrfeige eingefangen.


Falls Du in etwa auf solche Szenen anspielst: "Pass auf, wenn du jetzt nicht aufhörst geb ich dir gleich einen Grund zum Heulen!" - diese sind mir ebenfalls bekannt und mittlerweile kann ich nur den Kopf darüber schütteln wie unfassbar ekelhaft und grausam derlei "Erziehungsmethode" ist. Was sich für ein herrschsüchtiger, mauliger und vertrotzter Charakter dahinter verbirgt. Zur Kindererziehung wahrlich nicht geeignet.

Themis

Re: Feminismus

Beitragvon Themis » 30. November 2018, 05:22

Bei uns war es subtiler: "Biste denn 'ne Heulsuse oder was?" Aber in einem so vernichtenden Ton, dass jeder Schmerz/Kummer im Keim erstickte.
Die Ohrfeigen kamen einfach mal so, wenn "kindisches" Verhalten zu sehr nervte oder "die Kinder" überhaupt bemerkbar wurden.

Ich fand das früher ganz normal, es war eben so und aus der eigenen Geschichte jedes der Eltern verständlich. Auch für sie war das eben normal gewesen.
Wir wurden von meinem Vater auch übers Knie gelegt und mit dem Teppichklopfer verhauen; bei größeren Vergehen auf den nackten Hintern. Man kannte immer den Grund, es war eher so wie eine Gerichtsstrafe.
Ich erinnere mich, dass zu solch "größeren" Vergehen bei mir einmal gehörte (ich war ja immer brav und still und stellte nie was an), dass ich ein Pausenbrot in der Schultasche hatte verschimmeln lassen. Danach bekam ich immerhin keins mehr mit, da ich eben in der Schule eh nichts essen konnte.

Im Rückblick war das ständig Abwertende "Biste denn etwa dies oder das?" viel verletzender als Schläge. Das immerhin kann ich meinen Eltern - jedem von beiden (meine Mutter hatte noch speziellere Methoden) - immerhin langsam übelnehmen.
Daraus hat sich letztlich entwickelt, dass ich bis vor wenigen Jahren weder weibliche, emotionale noch körperliche Ausdrucksweisen zulassen konnte; alles auf nichts reduziert. Und hatte auch keine solchen Wünsche. Wie tot im Leben.

So richtig "entspannend" weinen kann ich immer noch nicht, die Verknüpfung ist wohl einfach falsch angelegt, da immer Härte verlangt wurde. Immerhin kommen jetzt manchmal Vorstufen des Weinens, ich weiß mittlerweile, wie es sich anfühlt, wenn man weinen "darf" und dass es wohl sehr erleichternd sein könnte. Dennoch ist es mir immer noch sehr suspekt.

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Re: Feminismus

Beitragvon Indigocat » 30. November 2018, 08:36

Themis hat geschrieben:Ich erinnere mich, dass zu solch "größeren" Vergehen bei mir einmal gehörte (ich war ja immer brav und still und stellte nie was an), dass ich ein Pausenbrot in der Schultasche hatte verschimmeln lassen. Danach bekam ich immerhin keins mehr mit, da ich eben in der Schule eh nichts essen konnte.
Da hätte ich meine Kinder pausenlos verkloppen müssen, besonders über die Ferien ist das Zeugs ständig verschimmelt. War aber auch meine Nachlässigkeit, hätte ja immer zu Ferienanfang die Kinder daran erinnern können, die Rucksäcke auszuräumen.... Ich hab aber stoisch immer wieder Brot gemacht, obwohl es fast immer ganz wiederkam, weil die Kinder es nicht gegessen hatten. Es gibt ja jetzt diese tollen Bentoboxen, das Pausenbrot gerät zum Kunstwerk und die Kinder jammern, dass die anderen ihnen das Frühstück wegfuttern... :lachen:, aber welche berufstätige Mutter hat schon Zeit, jeden Tag Stunden in die Pausenbrotvorbereitung zu investieren? :rätseln:
knolle hat geschrieben:...und was ist dem Ex passiert?
Man könnte es so umschreiben: Er hatte einen "Arbeitsunfall".
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Re: Feminismus

Beitragvon Themis » 30. November 2018, 09:35

Ach so. Geschmiert hatte ich das Pausenbrot immer selbst. Auch wenn ich keins wollte.

Insgesamt fällt mir seit einiger Zeit krass auf, wie sehr ich es drin habe, dass die Kinder die Eltern entlasten und für sie da sein müssen. Das dann natürlich auch immer auf andere Leute übertragen. :kein Plan:

Denke, hätte ich Kinder gehabt, hätte ich das stillschweigend auch auf sie übertragen. "Jetzt bin ich dran und kann die Verantwortung abgeben." :zu halten: Immer wieder gut, dass ich mich schon als Teenager dagegen entschieden habe.

Nun aber völlig weg vom Thema ...

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Re: Feminismus

Beitragvon Indigocat » 30. November 2018, 10:32

Themis hat geschrieben:Insgesamt fällt mir seit einiger Zeit krass auf, wie sehr ich es drin habe, dass die Kinder die Eltern entlasten und für sie da sein müssen. Das dann natürlich auch immer auf andere Leute übertragen. :kein Plan:

Denke, hätte ich Kinder gehabt, hätte ich das stillschweigend auch auf sie übertragen. "Jetzt bin ich dran und kann die Verantwortung abgeben." :zu halten:
Ich hab das Gegenteil gemacht, was auch falsch war, den Kindern zu viel Verantwortung abgenommen und sie zu sehr behütet. Die goldene Mitte ist wohl richtig: Kinder angemessen fordern und fördern. Ein größeres Kind kanns sein Schulessen auch selber machen, da kann es dies gleich so gestalten, dass es gerne gegessen wird.

Hat denke ich durchaus auch was mit Emanzipation zu tun … :rätseln:
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Re: Feminismus

Beitragvon Indigocat » 3. Dezember 2018, 22:53

Themis hat geschrieben:So richtig "entspannend" weinen kann ich immer noch nicht, die Verknüpfung ist wohl einfach falsch angelegt, da immer Härte verlangt wurde. Immerhin kommen jetzt manchmal Vorstufen des Weinens, ich weiß mittlerweile, wie es sich anfühlt, wenn man weinen "darf" und dass es wohl sehr erleichternd sein könnte. Dennoch ist es mir immer noch sehr suspekt.
Als Kind konnte ich auch nicht weinen. :rätseln: Weiß nicht, wann es verloren gegangen ist. Das Weinen kam dann mit meinen Exmann, vor Kränkung, Wut, Aussichtslosigkeit... Mittlerweile bin ich ziemlich nah am Wasser gebaut, bei jeder Liebesszene und sogar bei Dokumentarfilmen kullern Tränen und Filme mit Gewalt schaue ich gar nicht erst an. :rätseln:
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