Themis hat geschrieben:Ja, an den Clown-Thread fühlte ich mich beim Schreiben auch erinnert.
Das mit dem Individualitätsbewusstsein ist ein interessanter Gedanke, und auch der Bezug zu Emotionen (?) wie Scham. Entstünde dann bei vielen Menschen die Bewunderung für Affen evtl. und u. a. daraus, dass sie so ungehemmt sein dürfen, was sie eben sind? Letztlich aus Neid?
Ich denke, daß der von dir erwähnte Neurotizismus eine fortgeschrittene Stufe der Selbstwahrnnehmung oder auch nur der Individualisierung bedingt. Damit möchte ich keinem Tier auch nur eines von beidem völlig absprechen!
Tiere verfügen in unterschiedlichem Grad über ein Bewußtsein für ihre Abgrenzung von ihrer Umwelt und ihrer Artgenossen. Je tiefer dieses Bewußtsein geht, umso deutlicher wird das Verständnis von einem Ich.
Meines Eindruckes nach scheint die Bereitschaft sich in große Gruppen einzufügen stark vom Grad des eigenen Ich-Bewußtseins abhängig zu sein...
Das ermöglicht es Tieren in Herden, Gruppen und dergleichen zu leben.
(Das folgende soll mir jetzt bitte nicht als fremdenfeindlich ausgelegt werden - danke!)
Gerade bei Zuwanderern der ersten Generation aus stark religiös/kulturell geprägten Ländern kann man eines sehr deutlich beobachten: den Familienzusammenhalt.
Der einzelne Mensch wird so erzogen, daß er sich seiner Rolle als Teil der Familie und seiner Kultur bewußt ist. Darüber hinausgehend wird aber Individualismus nicht gefördert. Es geht nicht darum, daß der/diejenige für sich selbst herausfinden soll, was für ihn selbst die größte Freude im Leben bringen kann. Wichtig ist in erster Linie dass er seine zukünftige Familie ernähren und für seine Eltern sorgen kann.
Jede darüber hinausgehende Individualisierung würde das Gruppengefüge gefährden. Was ist, wenn der Sohn beschliesst, den elterlichen Haushalt nicht mehr finanziell angemessen zu unterstützen, weil er und seine Frau eine grössere Anschaffung im eigenen Haushalt tätigen wollen? Oder wenn die Tochter jetzt nicht heiraten, sondern lieber studieren möchte? Oder wenn der Sohn sich keine Frau suchen und Nachwuchs zeugen möchte, weil er lieber mit seinem Freund in eine eigene Wohnung ziehen will?
Das sind alles Szenarien, in welchen der Familienzusammenhalt gefährdet wird, schon alleine wegen der Vorbildwirkung, wenn man diese Verhaltensweisen toleriert.
Ich habe dieses Beispiel der Zuwanderer der ersten Generation konkret deshalb gewählt, nicht weil es Klischees bedienen soll, sondern weil es eine Lebensrealität darstellt, die mir als Mitteleuropäer fremd ist. Es dennoch funktioniert. Anders... nicht besser oder schlechter.
Ich habe den Eindruck, daß eine sehr enge Zugehörigkeit zu einer Gruppe nur dann wirklich funktionieren kann, wenn das Individuum sein Selbst zurückstellt und die Bedürfnisse der jeweiligen Gruppe als wichtiger anerkennt. Oder: erst gar keinen Grad an Individualität entwickelt, der ihn in einen Gewissenskonflikt bringen könnte. Individualität: bis hierher und nicht weiter!
Würden die Paviane - damit sich der Kreis hier wieder schliesst - beginnen mehr Individualitätsbewußtsein zu entwickeln, so wäre das Gruppengefüge zuerst bedroht und würde über kurz oder lang zusammenbrechen.
Und zum Sex würden sie sich in dunkle Höhlen zurückziehen...
Jetzt aber Schluss!