Entscheidung "Ehe für alle"

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Sophie2
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Re: Entscheidung "Ehe für alle"

Beitragvon Sophie2 » 1. Juli 2017, 01:06

Kalliope hat geschrieben:Von mir aus kann die Ehe komplett abgeschafft werden. Überholtes Modell.
Und wenn es denn nun unbedingt sein muss (wozu eigentlich?), dann muss auch drin sein, sich selbst (aktueller Hype in Japan) oder mehr als eine/n zu heiraten*. Wenn offen, dann richtig. Oder halt abschaffen.
(*damit dann auch die Polyamoren zu ihrem Recht kommen)

Kalliope hat geschrieben:Ach, im Grunde wird doch - je nach Ortslage - immer noch jedes vom Mainstream abweichende Lebensmodell mindestens heimlich schief beäugt.

ebowinger hat geschrieben:Auch die schlimmste Beziehung ist besser als keine Beziehung. Wer längere Zeit Single ist, mit der oder dem stimmt was nicht, und du gehört nicht mehr dazu zur Mehrheitsgesellschaft. Homosexualität ist jetzt endgültig angekommen im System. Das letzte große geächtete Tabu ist es, lieber alleine sein und leben zu wollen.


Ich kann dem allen nur voll und ganz zustimmen. Ich verstehe überhaupt nicht warum welche, die zusammenleben - ob nun hetero oder homo - und dadurch eh schon viel einsparen und es in mancher anderen Hinsicht einfacher haben, auch noch steuerliche Vorteile haben sollen. Mit Kindern sehe ich's ja vielleicht noch ein, aber warum soll denn der Single durch seine höheren Steuern das glückliche Leben dieser Paare noch mitfinanzieren? Nur dass sie dann auf Singles herabsehen.

Kann mir das auch überhaupt nicht vorstellen, dass 30% der Bevölkerung Singles sein sollen. Also in meinem Umfeld sind gefühlt 95% in einer Beziehung.

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Re: Entscheidung "Ehe für alle"

Beitragvon sdsdsdsv » 1. Juli 2017, 08:08

Das ist so ein brillanter Schachzug. Sie nimmt der SPD eine Entscheidung weg, die ohnehin nicht mehr zu verhindern gewesen wäre, stimmt aber dagegen und präsentiert sich so als konservativ. Jetzt kann sich Schulz nicht mal mehr damit profilieren. Damit ist sie als Pragmatikerin ungeschlagen, ideologisch dagegen zeigt sie sich wieder nur als Taktikerin und jemand, der an einer Auseinandersetzung gar nicht interessiert ist.

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Re: Entscheidung "Ehe für alle"

Beitragvon Ambivalenz » 1. Juli 2017, 08:53

Die (standesamtliche) Ehe ist im Prinzip eine Vertragsvereinbarung. Verträge können zwischen mündigen Personen gleich welchen Geschlechts und beliebiger Anzahl geschlossen werden, oder etwa nicht?
Es geht bei der Ehe-für-alle um rechtliche Absicherung, gemeinsames Adoptionsrecht, künstliche Befruchtung usw usf. Solange es die Eingetragene Partnerschaft als Sonderstatus gibt, können auch eigene Regeln/Einschränkungen für sie geltend gemacht werden. Hoffe, das hat nun ein Ende.
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Re: Entscheidung "Ehe für alle"

Beitragvon andersoderwie » 1. Juli 2017, 08:54

Kalliope hat geschrieben:In Sachen Single finde ich bemerkenswert, wie (insbesondere z.B. auch in Single-Hauptstadt Berlin) eklatant am Bedarf vorbei gebaut wird. Tonnenweise Großfamilien-Luxuswohnungen Marke "familienfreundlich". Überhaupt: alles in diesem Lande wird dem Diktat kinder-und familienfreundlich unterworfen qua Politik.


Berlin ist die Singlehauptstadt?

Hier gibt es vieles für Kinder unter 10, aber ab dann sieht es mau aus, wenn man nicht auf Jugendclubs und Musik/Kunstschulen steht. Und Wohnungen in Berlin sind eh so ein Thema.

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Re: Entscheidung "Ehe für alle"

Beitragvon Kalliope » 1. Juli 2017, 09:07

@tiffi
Bei mir könnte Ehe oder etwas ähnliches nur der Gipfelpunkt einer Karikatur sein,

Hach, ein herrlicher Satz! Punktlandung.
geschaffen, der nicht durch Blut entsteht sondern durch Wille und gesetzlichem Siegel.

Ja, und genau deswegen, also frei-willig: wozu braucht es da ein amtliches Siegel? Wer nicht zwangsverheiratet wird oder wurde (in früheren Zeiten und in anderen Kulturen war/ist's ja Usus), der weiß seine innere Bindung und Zugewandtheit auch ohne Blatt Papier - und dann auch noch von "Papa Staat" *koppschüttel*
Vielleicht füllen andere Menschen das anders? sehen da andere Wichtigkeiten?

Ja, sicher.
Hier mal ein paar mögliche Gründe:
1) wie bei Frau Dr. M., bei der das "C" in ihrem Parteinamen mit der Ablehnung ihre Früchte trägt, also: irgendein verschwurbelter religiöser Hintergrund - der sich mir auch nicht erschließt - mit irgendwelchen pseudospirituellen Begründungen a la "Bund vor Gott" oder sowas. (Wobei der ja noch besser wissen müsste, ob die beiden auch 'ne innere Bindung eingehen, oder doch nur steuerliche Vorteile ergattern wollen.
2) Schon sind wir beim nächsten Punkt: steurliche = finanzielle Vorteile. Unsäglich, dass heutzutage Singles noch diskriminiert werden, indem man "heiraten" sanktioniert. *noch mal koppschüttel* Da steckt ein Denken und Menschenbild hinter, was ich bescheiden schon fast als rassistisch bezeichnen würde.
Nächster Punkt:
3) Das von mir so leidenschaftlich verachtete "man macht". Gleich: Tradition, Gesellschaftlicher Zwang. Die Menschen heiraten nicht aus irgendeiner Überzeugung, sondern "weil man das so macht". Keinen Arsch inna Hose, andere Wege einzugehen im Leben als die vorgegebenen. Aber die meisten denken schlicht wahrscheinlich nicht mal drüber nach, stellen dieses Modell gar nicht erst in Frage.
4)aus diesem Grunde ist es fast noch zu verzeihen, dass manche "wegen der Kinder" heiraten. Um den Kinder Unangenhemheiten zu ersparen, wenn sie z.B. "anders heißen als der Papa/die Mama". Wobei auch das ja mittlerweile als Grund nur noch ein vorgeschobener sein kann, weil auch Kinder von Ehepaaren aufgrund des heutigen Namensrechts nicht zwangsläufig denselben Nachnamen wie Mama/Papa haben müsse.
5) Der einzige Grund, der mich zu dieser herzlich abgelehnten Wahnsinnstat noch veranlassen könnte, wenn sich da nicht rechtlich mal was ändert: Patientenverfügung/Vollmacht. Im Falle von schwerer Erkrankung jemanden zu haben, der berechtigt, den eigenen - also meinen - Willen kundzutun in Sachen "Maschinen abstellen".(Da muss man allerdings aber schon ziemlich vertrauen....)
6) Der "billigste" und primitivste Grund - und leider (@Headmatter) der, weshalb wohl die "ich heirate mich selbst-Welle" ins Leben gerufen wurde, obwohl ich das auch eher aus dem "schizoiden Grund" lustig und klasse finde: die Leute wollen Paaaarty. Da sie offenbar irgendwelche vorgeschobenen Gründe brauchen, um zu feiern (*kopfkratz*, feiern die nicht auch schon so im Alltag dauernd auch OHNE Grund?), wird dieses Fest inszeniert. Die wollen unbedingt mal im Mittelpunkt einer Hunderschaft Bekannter, Freunde, Verwandter stehen. Und sich als Märchenprinz und -prinzessin fühlen (sollen sie doch 'nen Kostümfest veranstalten oder einfach mal ein Jahr im unpraktischen Hochzeitskleid/-anzug rumlaufen, dann vergeht das von allein). Und wer ohne irgendeine eigene Leistung im Mittelpunkt stehen will, soll sich 'nen T-Shirt basteln, wo drauftsteht "hier ist der Mittelpunkt" oder so was. Naja, und das Einheimsen von Geschenken oder Geldversenkwahn oder was weiß ich. Ich lehne all das zu sehr ab, als dass mir die Motivation bei so Konsumsucht wirklich zugänglich wäre.

@Sophie
aber warum soll denn der Single durch seine höheren Steuern das glückliche Leben dieser Paare noch mitfinanzieren?
DAS_GLÜCKLICHE_LEBEN?
Du bist sicher, dass Du das richtig einschätzt? Schau Dir die Scheidungsraten an! (Schon deswegen ist Ehe heutzutage eine totale Farce und reiner Mummenschanz). Das Abhängigkeitsverhältnis schafft eher wunderbare Grundlage für Zank und Streit. Und wenn die Liebe gegangen, auch noch für Gewalt.
(Irgendwo las ich mal eine Statistik, nach der Männer von der Zweisamkeit profitieren in Form von länger Leben, für Frauen das eher lebensverkürzend ist. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.)

Kann mir das auch überhaupt nicht vorstellen, dass 30% der Bevölkerung Singles sein sollen. Also in meinem Umfeld sind gefühlt 95% in einer Beziehung.
Da lebst Du aber in einer besonderen Umwelt. Komm mal hierher. Da ist's andersrum. Aber mal btw: Du ahnst nicht, wie unglaublich viele Menschen in Ehe oder "Partnerschaft" Singles sind :breites grinsen: ! (Stichwort "Farce")

@sdsdsdsv:
Danke für den Einwurf! Gute und nachvollziehbare Erklärung für Muddis Verhalten. Passt auch gut zum Rest dieser Person.
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Re: Entscheidung "Ehe für alle"

Beitragvon Kalliope » 1. Juli 2017, 09:21

@andersoderwie: war es jedenfalls mal. (Berlin, Singehauptstadt) Aber wie ich gerade ergooglete, soll es 2016 München gewesen sein!
Und zu Deinem zweiten Satz: is mir mumpe. Ich bevorzuge Umgebungen, die möglichst familienunfreundlich sind. Da hab' ich nämlich meine Ruhe. Nervt eh schon immer, wenn die mit ihrem selbstgewählten Stress in mein Leben penetrieren.
Was aber weniger an den Kindern als an ihren Erzeugern liegt.
Es braucht nicht überall unästhetisch-quietschbunte Hüpfburgen oder Bällebäder, um die Brut zu beschäftigen. Kindern reichen in der Regel auch einfachste Mittel, um ins Spiel zu finden.
Aber das ist noch mal ein ganz anderes Thema. Aus meine Sicht raubt man Kindern mit all diesen quietschbunten Bespaßungsvorgaben nicht nur die Chance auf eigene Phantasie und Selber-was-Entwickeln/in die Wege leiten, sondern auch gleich noch die auf ein sensibles, anständiges ästhetisches Empfinden. Aber wie gesagt: anderes Thema...
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Re: Entscheidung "Ehe für alle"

Beitragvon Themis » 1. Juli 2017, 10:47

@ sdsdsdsv:
"Das ist fein beobachtet", wie Loriot sagen würde. Stimme Dir voll zu.

Aber ich muss zugeben, dass ich das eiskalt Taktische an ihr sehr schätze. Wenn ich sie nicht wegen ihrer Parteizugehörigkeit NICHT wählen könnte - also wenn ich sie wählen könnte - würde ich das vmtl. aufgrund dieser Fähigkeit tun. Ich liebe kühle Strategen ohne Ideologiegeschwurbel. (Na ja, gewisse Grenzen, z. B. der Rücksicht auf konträre Interessen, dürfen natürlich nicht überschritten werden - sonst ist der Weg zum Despoten nicht weit, wie man an anderen zeitgenössischen Staatschefs sieht. Kriegt aber "uns' Anschi" gut hin.)

@ Kalliope:
Du meinst, diese japanischen Selbst-Heirater tun das in großer Feier mit geladenen Gästen?! Ich hatte es beim Lesen Deiner ersten Erwähnung mir eher so als stille Zeremonie allein (vielleicht noch mit einem "Standesbeamten" oder Priester irgendeiner Couleur) vorgestellt; intendiert als "Bekenntnis zu sich selbst" angesichts fehlender äußerer Bezugspunkte. So bißchen "Ich mach mein Zeug allein und zeige das auch jedem, der es wissen will" ... Zwischen narzisstisch und verzweifelt hätte ich das dann angesiedelt, vor allem, weil man es nötig hat, das zu ZEIGEN.
Wie wenig Selbstbewusstsein muss man da haben, dachte ich mir ... und/oder auch eine gehörige Portion Trotz dazu. Bemitleidens- und etwas verachtenswert (*schäm*) kam mir das vor. Unnötig allemal ...

Aber das dann als große Feier zu zelebrieren, deckt natürlich ganz andere Motive auf. Wie peinlich ... und erniedrigend finde ich das.
Einmal Märchenprinzessin oder Traumprinz suo iure sein, da hast Du wohl recht.

Aber die Idee mit dem T-Shirt "Hier ist der Mittelpunkt" finde ich gut. Nur muss man dabei aufpassen, wo auf dem Shirt der Text zu stehen kommt - sonst gibt es vielleicht Missverständnisse. :teufel:

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Re: Entscheidung "Ehe für alle"

Beitragvon Indigocat » 1. Juli 2017, 16:09

ebowinger hat geschrieben:
Indigocat hat geschrieben: Aber als grundsätzliche Lebensentscheidung, da ist man sehr schnell diskreditiert und im Abseits.
Wie äußert sich das für dich? :rätseln: Prinzipiell kann doch ein anderer gar nicht wissen, ob man freiwillig alleine ist oder nicht.
Geniale Menschen sind selten ordentlich, Ordentliche selten genial. A. Einstein

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Re: Entscheidung "Ehe für alle"

Beitragvon ebowinger » 1. Juli 2017, 18:05

Indigocat hat geschrieben:
ebowinger hat geschrieben:
Indigocat hat geschrieben: Aber als grundsätzliche Lebensentscheidung, da ist man sehr schnell diskreditiert und im Abseits.
Wie äußert sich das für dich? :rätseln: Prinzipiell kann doch ein anderer gar nicht wissen, ob man freiwillig alleine ist oder nicht.


Ich wohne im eher ländlichen Raum. Dort bilden sich viele "Paare", denen man auf den ersten Blick schon ansieht das beide alles andere als die große Liebe für einander empfinden. Es sind reine Kompromiss Beziehungen mit Partnern, mit denen man nur zusammen ist weil man keine besseren abkriegen konnte. Würden die Leute die potenziellen Partner, mit denen sie eigentlich viel lieber zusammen sein würden auch kriegen können, würden sie ihre tatsächlichen Partner mit dem Arsch nicht ankucken. Aber der soziale Druck unbedingt als Statussymbol irgendeine Beziehung vorweisen zu können, und der noch größere soziale Druck perspektivisch eine Familie gründen zu können, treibt Menschen in die absurdesten Beziehungen. Aus Angst sonst am Ende "übrig zu bleiben", und keinen/keine abzukriegen. Wer das Spiel nicht mitmacht, und länger als ca. ein halbes Jahr alleine ist, der hat sich (zumindest hier auf dem Dorf) bereits als unwillig und unverträglich geoutet. Denn schließlich passt ja auf jeden Topf ein Deckel, wenn man nur will, und die Ansprüche nur weit genug nach unten anpasst. Langfristig alleine zu leben ist sehr verdächtig. Dann muss man schon mehrere ärztliche Atteste vorweisen können, um sich rauszureden. Oder man meidet jeden Kontakt, dann fragt einen auch keiner.

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Re: Entscheidung "Ehe für alle"

Beitragvon Miriam » 1. Juli 2017, 21:58

Hm....

Vor zwei Monaten haben mein Mann und ich die Marke “silberne Hochzeit“ passiert. 25 Jahre Ehe also.

Wir haben geheiratet, nachdem unsere Tochter geboren und in die ersten Lebenswochen auf Säuglingsintensiv verbringen musste. Die Diagnose war unklar und es standen heftigste Horrorszenarien im Raum, wie sich unser Kind möglicherweise entwickeln, wieviel Behinderung, Not, auf uns zukommen würde. In dieser Situation stand die bestmögliche Absicherung aller Beteiligten so was von klar im Vordergrund, dass mir sämtliche Bedenken gegen Ehemuff , über den ich im Vorfeld ähnlich dachte wie viele von euch hier, auf einmal komplett piepenhagen waren. Gemeinsames Sorgerecht gab es für unverheiratete Paare zudem noch nicht, was gerade in unserer Situation komplett unerträglich war. Also ruckzuck heiraten. Eine Formalität. Sonst nix.

Unser Kind ist zum Glück gesund und wir haben trotz Ehe eine lebendige Beziehung mit allem Rauf und Runter. Elende Krisen mit Paartherapie und fiesem Zank gab es auch. Wir sind Berufskollegen, lachen über die gleichen Witze, lieben gutes Essen und Reisen, respektieren mal mehr mal weniger die schrägen Vorlieben des anderen. Wir können uns in der Not aufeinander verlassen und es sieht verdammt danach aus, dass wir zusammen alt werden.

Nur eine Geschichte von vielen.

Selbstverständlich sind andere rechtliche Konstruktionen als “Ehe“ denkbar, um die Abteilung “Vater, Mutter, Kind in Not“ bestmöglich abzusichern. Das Ding muss gut durchdacht werden,weil das Leben ziemlich viel Mist zu bieten hat,der plötzlich hereinbrechen kann. Die Heirat mit ihrem Rattenschwanz an rechtlichen Konsequenzen ist aus meiner Sicht und Erfahrung eine praktische Einrichtung, die der existentiellen Not, die unser jederzeit hammerhart erwischen kann, einen Teil der Schärfe entzieht, Klarheit schafft, über die nicht zu streiten ist. In der Not um Unterhaltsansprüche streiten zu müssen ist unerträglich bis unmöglich.

Selbstverständlich ist Ehe in vielen Fällen auch ein Ort des gegenseitigen Terrors, der Qual und Vernichtung. Als Exanwältin kann ich ein Lied davon singen. Dabei ist es völlig wurscht, ob die Beteiligten homo oder hetero sind. Eingetragene Partnerschaften zu trennen kann ebenso unappetitlich sein wie die Normaloehescheidung.


Die Institution “Ehe“ halte ich nicht für das Problem. “Beziehung“ ist das Problem.

Ist schwierig. Macht Arbeit.

Über die Ehe für alle freue ich mich :-)
Reisen ist besonders schön, wenn man nicht weiß, wohin es geht. Aber am allerschönsten ist es, wenn man nicht mehr weiß, woher man kommt.


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