Indigocat hat geschrieben:Hab das jetzt nicht alles angeguckt, hab ja meine Zeit nicht in der Lotterie gewonnen.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. ;D Kann man sich auch sukzessive reinziehen.
Indigocat hat geschrieben:Konsumgesellschaft meine ich: jeder hat mehr, als er unbedingt braucht, auch der Geringverdiener.
Ganz und gar nicht. Ich habe bereits die Quote genannt, unter den Erwerbsfähigen leben ein Viertel in DE im Niedriglohnsektor, eine Familie kann man dann nur in Armut durchfüttern. Zudem, Kinder- und Altersarmut sind heute auch wohl kein Geheimnis mehr.
Zur ganzen Idee der "künstlichen Bedürfnisse", die ist sehr fragwürdig. Zum einen wird da immer ein beliebiger Maßstab gewählt, und ich wette, jeder definiert künstliches Bedürfnis ganz anders. Welchem Maßstab soll man sich denn unterordnen?
Nebenbei, Waren besitzen neben dem Tauschwert (der sich für uns als Preis darstellt) einen Gebrauchswert. Niemand schießt Kapital vor, um etwas zu produzieren, das niemand gebraucht.
Zudem, Bedürfnisse können nicht künstlich sein. Auch wenn du es nicht so beschrieben hast, aber der Mensch benötigt neben der Erfüllung der materiellen Sicherheit kulturelles Gut, um zufrieden zu sein. Dieses ist historisch und gesellschaftlich bedingt, heute ist es das aktuelle Smartphone, vor 100 Jahren war es das nicht.
Die meisten sind gar nicht groß in der Lage etwas anderes zu kaufen als sie benötigen. Und wenn dies der Fall ist, dann sind es Kleinigkeiten, auf die es nicht ankommen würde. Ob jemand ein Bier mehr trinkt als er vertragen kann, macht den braten auch nicht fett. Hier sind wir auch wieder beim willkürlichen Maßstab, der eine würde alle Drogen als künstliches Bedürfnis klassieren, der andere nicht. Jedenfalls, die wenigstens kaufen unbesonnen einen Sportwagen oder ein zu großes Haus, denn die meisten sind nicht reich.
Zur Sachen mit den Klamotten. In der Regel kauft man sich wie gesagt das, was man benötigt oder glaubt zu benötigen. Wenn man hinterher feststellt, dass man das neue Kleid doch nicht anzieht aus welchen Gründen auch immer, heißt es nicht, dass es von Anfang an im Glauben der Unbrauchbarkeit gekauft wurde. Das ist doch völliger Unsinn.
Einer Sache möchte ich jedoch zustimmen, dass man manchmal Geschenke bekommt und damit nichts anfangen kann, das passiert schon.
Auch eine typische Vorstellung der Anhänger der Konsumgesellschafts-Ideologie, die Leute seien wirklich so blöd und würden in der Regel Zeug kaufen, dass die Werbung ihnen andreht. Ich behaupte, dass in der Regel das gekauft wird, was benötigt wird. Da in den meisten Haushalten Geld nicht auf den Bäumen wächst, verstehe ich nicht die Kritik dahinter, wenn sich Leute das kaufen, was sie für nötig halten.
Das Gravierendste jedoch an dieser Vorstellung ist, dass gerade die Abhängigen kritisiert werden, statt das eigentlich Übel. Vielleicht schaut man sich lieber mal an wie der Kapitalismus funktioniert, wie er Schaden anrichtet, an Umwelt und an der arbeitenden Bevölkerung. Gerade die, die ihren scheiß Lebtag damit verbringen für den Gewinn anderer Leute zu schuften - was gar nicht notwendig wäre, würde man eine andere Wirtschaft einführen -, der Dekadenz zu bezichtigen; arbeiten unter Bedingungen, die andere ihnen aufoktroyieren, und erst recht können sie bzw. die Gesellschaft nicht aussuchen, was produziert wird, inwieweit auf die Umwelt geachtet wird, wie viel Ware hergestellt wird, was mit dem Gewinn geschieht etc.
Dass in den Lebensmitteln Gammelfleisch und Gift wie haufenweise Pestizide, Antibiotika, Quecksilber und anderer Dreck enthalten ist - deren gesundheitlichen Folgen man vielleicht sogar kennt-, deutet auf die schädliche Wirtschaftsform. Welche vernünftige Gesellschaft würde ungesunde Lebensmittel produzieren?
Indigocat hat geschrieben:Wer kann schon von sich sagen, dass jeden Monat ausreichend Geld auf dem Konto ist, um die ein Viertel der Erwerbsfähigen befinden sich im Niedriglohnsektor...
Eine Frage des Konsumverhaltens: gebe nicht mehr Geld aus, als du zur Verfügung hast. Spare Geld am Anfang des Monats. Am Ende des Monats ist nie Geld übrig, egal wieviel du verdienst. Lebe nicht über deine Verhältnisse und kaufe nie Sachen, die du nicht wirklich brauchst.
Oh, danke für den Rat. Die Leute, die sowieso schlecht weg kommen in dieser Gesellschaft mit unterirdischem Gehalt, sollen noch mehr Verzicht üben. "Über seine Verhältnisse leben", das zeugt doch schon von der Legitimation einer Klassengesellschaft. Anstatt allen Leuten ihre Bedürfnisse zu befriedigen, sollen die Gebeutelten sich auch noch schön mit ihrer Armut arrangieren. Herzlos nenne ich sowas.
Indigocat hat geschrieben:Außerdem besteht die Möglichkeit, durch Weiterbildung aus dem Niedriglohnsektor herauszukommen - die Möglichkeit hat jeder, kaum einer nutzt sie.
Das ist auch wieder ein Unsinn. Und wenn alle einen Doktortitel hätte, gibt es mehr hochrangige Stellen auf dem Arbeitsplatz? Als wäre nicht bekannt, dass selbst manch ein Akademiker nicht zu mehr kommen kann als Taxifahrer. Die Wirtschaft ändert sich nicht nach Wunsch der Leute.
Indigocat hat geschrieben:Auch mit geringem Einkommen besteht die Möglichkeit, ein Vermögen aufzubauen, hier sollte man besonders seine finanzielle Intelligenz trainieren. Aber diese Ratschläge sind nicht neu, trotzdem: würde man heute alles Geld der Welt (oder seinen Gegenwert) nehmen und gerecht verteilen, wären die Wohlstandsunterschiede in einigen Jahren und Jahrzehnten wieder da, weil viele Leute nicht lernen, mit Geld umzugehen.
XD Was für ein blanker Schwachsinn.
Erstens widersprichst du dir selbst: " Spare Geld am Anfang des Monats. Am Ende des Monats ist nie Geld übrig, egal wieviel du verdienst." und jetzt hat man doch die Möglichkeit gleich einem großen Investor wie er im Buche steht.
Als gäbe es im Kapitalimus einen Garant für das Vermehren seines Kapitals. Es gibt Gewinner und Verlierer im Kapitalismus, auch wenn du noch so schlau bist, kannst du alles verlieren. Steht im Grundgesetz etwa, dass der Arbeitsplatz gesichert ist? Wenn nicht ausreichend Einkommen vorhanden ist, war's das sowieso mit den Investitionen.
Und woher die Wohlstandsunterschiede rühren? Vielleicht ist dir aufgefallen, dass Einkommen verschieden bemessen sind. Warum ist das so? Da Lohn ein Kostenfaktor für den Unternehmer ist, den er möglichst gering halten möchte, und sich negativ auf den Gewinn auswirkt. Gewinn ist notwendig, um sich selbst als Ausbeuter zu ernähren und seine "Marktfähigkeit" bzw. die der Produkte gegen die Konkurrenz aufrechtzuerhalten.