Wer ist hier krank?

Hier haben alle Themen über Religion, Politik oder das Zusammenleben mit unseren Mitmenschen platz.
Benutzeravatar
knallschnute
Moderator
Moderator
Beiträge: 1512
Registriert: 22. Februar 2012, 21:33

Wer ist hier krank?

Beitragvon knallschnute » 29. Februar 2012, 11:58

:mrgreen: ... Der einzelne oder die Gesellschaft?

Ja, das frage ich mich immer wieder! In Anlehnung zu meinem Thread "Ablehnung durch Andersartigkeit", in welchem ich eine Situation beschreibe, bei der ich mich frage, was eigentlich wirklich noch normal ist und WER(?) hier verrückt...
Es geht nicht darum, dass ich Leute abstempeln, Andersartige erhöhen oder die Mehrheit der "Normalen" für tatsächlich bekloppt darstellen will, sondern mich ernsthaft frage, wie in einer aufgeklärten und eigentlich hoch entwickelten Zivilisation Einzelfälle so derartig als Bedrohung empfunden und abgelehnt werden können oder evtl. sogar als behandlungsnotwendig gelten. Gerade im Andersartigen erkennt man neue Sichtweisen und Möglichkeiten für das eigene Leben und auch den Unterschied. Nur heißt dies noch lange nicht, dass irgend einer bestimmen kann, wie jeder Mensch zu sein habe und was gut oder schlecht, ein richtiges oder falsches Verhalten ist.
(Angenommen in unserer Welt wäre die schizoide Wesensart Normalität, dann würde jeder emotional agierende Mensch total heraus stechen, und womöglich als "abnormal" beurteilt werden?)
Vor allem entstammen wir alle dieser Gesellschaft und sind somit das Resultat - ein gewisses Abbild ihrer.
Viele Menschen leben, so habe ich oft das Gefühl, in ihrer heilen Schubladen-Welt und sehen scheinbar jeden Ausreißer als Bedrohung an. Ihnen ist nicht bewusst, wie diskriminierend sie gegen Menschen mit konträrem Verhalten (im Gegensatz zur breiten Masse) agieren und sie quasi ausgrenzen. Anstatt zu hinterfragen, verstehen zu wollen oder es gar als solches zu akzeptieren. :(
Das ist etwas was ich an dieser Welt so verachte und nie kapieren werde, weswegen ich im Grunde sehr oft den Rückzug wähle, die Isolation das Beste aller Übel darstellt. Lieber bin ich für mich allein, lieber werde ich ausgegrenzt und vielleicht sogar verspottet, als mich einer oberflächlichen Einstellung und Lebensweise anzupassen.
Ich weiß nicht, ob es nur in Deutschland teilweise so extrem ist, (ich rede hier auch nicht von allen Menschen und will wegen dem einen keine Rückschlüsse auf andere ziehen), aber was ich bisher so erlebe und gehört/gelesen habe, zeigt mir viel zu oft, dass in unseren Breitengraden alles was anders ist, ob es z.B. eine andere Hautfarbe, Wesensart oder Lebensform ist, als minderwertig oder gar "krank" deklariert wird.

Wie denkt ihr darüber?
Mopsinator

Benutzeravatar
sdsdsdsv
Moderator
Moderator
Beiträge: 1802
Registriert: 24. Februar 2012, 09:15
SPS: Vielleicht

Re: Wer ist hier krank?

Beitragvon sdsdsdsv » 29. Februar 2012, 17:19

knallschnute hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob es nur in Deutschland teilweise so extrem ist, (ich rede hier auch nicht von allen Menschen und will wegen dem einen keine Rückschlüsse auf andere ziehen), aber was ich bisher so erlebe und gehört/gelesen habe, zeigt mir viel zu oft, dass in unseren Breitengraden alles was anders ist, ob es z.B. eine andere Hautfarbe, Wesensart oder Lebensform ist, als minderwertig oder gar "krank" deklariert wird.

Wie denkt ihr darüber?

Ich gebe dir recht, dass sich dieser Eindruck irgendwie aufdrängt. Diese Frage, ob man in Deutschland in besonderer Weise "behandelt" wird, stellen sich sowohl seine Nachbarn wie die Deutschen selber schon länger. Schwanitz schreibt ja Höflichkeit hätte sich, wie das Wort schon andeutet, an adeligen Höfen entwickelt, die auch kulturelle und wissenschaftliche Zentren waren. Die Höflinge waren dabei bemüht, sich von ihrer beste Seite zu zeigen, also gentlemanlike und unterhaltsam, was nicht heißt, das sie auf das integrieren verzichtet hätten. In Deutschland dagegen gab es während des Mittelalters im Gegensatz zu z. B. Frankreich, England, Italien und auch Russland kein richtiges Zentrum. Stattdessen bewegte sich der Kaiser von Pfalz zu Pfalz um führte seine Regierungsgeschäfte vor Ort. Das bescherte uns eine föderalistische Tradition, aber keine höfische. Als schließlich der "Soldatenkönig" die Armee zum Vorbild erhob, verfestigte sich eine Mentalität, in der ein entgegenkommendes Verhalten und emotionale Intelligenz noch eher als Zeichen von Schwäche als von Kultiviertheit verstanden wurden. Sorry für das Geschwafel.

Ich habe mal ein halbes Jahr in Irland verbracht und bin als Deutscher von der Höflichkeit der Menschen richtig beschämt worden. Das zeigte sich in vielen alltäglichen Situationen. Wenn mal jemandem ein kleines Missgeschick widerfuhr (stolpern) war die erste Reaktion nicht das typische Auflachen, auf das vielleicht oder vielleicht auch nicht ein Hilfsangebot folgte, sondern ein besorgter Blick und die Frage "Are you okay?". Dieses Fehlen der hier so selbstverständlichen Häme hat mir eine alternative Perspektive eröffnet, die ich gar nicht für möglich gehalten habe.

Ich bin mir dabei schon bewusst, dass auch im Ausland nicht überall Friede, Freude, Eierkuchen herrscht, es gibt aber eher den Willen, dem anderen entgegen zu kommen. Bei bestimmten Interessenkonflikten (z. B. bei der Miete) dachte ich mir gelegentlich, dass die gleiche Auseinandersetzung in D. wesentlich konfrontativer abgelaufen wäre. Dabei war das sicherlich nicht immer ehrlich gemeint, aber wen kümmert das, wenn es das zwischenmenschliche Miteinander vereinfacht. Da ziehe ich diese antrainierte Höflichkeit die verletzende Schroffheit der Deutschen, die sich auch noch etwas auf ihre Unverfälschtheit einbilden, unbedingt vor.
Naja, irgendwie erlaubt uns unser engmaschige Netz sozialer Kontrolle dafür auch die entsprechende Leistung zu erbringen, um die Welt mit teuren Autos zu überschwemmen.

Benutzeravatar
knallschnute
Moderator
Moderator
Beiträge: 1512
Registriert: 22. Februar 2012, 21:33

Re: Wer ist hier krank?

Beitragvon knallschnute » 1. März 2012, 12:54

Deine Ausführung über die Entwicklung der "Höflichkeit" ist doch kein Geschwafel, ich fand das sehr interessant, da ich ihren Ursprung bisher gar nicht gekannt habe. Danke dafür!

Nun, du hast schon Recht, mit dem was du schreibst, aber ich meine damit weniger auf die Höflichkeit bezogen, als vielmehr auf das annehmen der Unterschiede. D.h., dass jeder (so wie er ist) toleriert werden sollte, bzw. man ihn nicht direkt als "krank" deklariert, bloß weil er der Allgemeinheit nicht entsprechen kann.
Die Verrückten, die Psychopathen, wie auch immer sie gerne bezeichnet werden, sind meist Ausreißer, Menschen die den "Normalen" ein Dorn im Auge sind, weil sie in ihrem Verhalten nicht nachvollziehbar und unkontrollierbar erscheinen. Das gängige Schema, der Stempel, der auf alle passt, kann bei diesen nicht angewandt werden, also sollen sie sich verändern, sollen sie es sein, die therapiert werden müssen, um sich integrieren zu können.
Doch Integration geht doch nicht nur von einer Seite aus, oder irre ich mich?
Integration würde da anfangen, wo bereits der Grundstein des Menschen gesetzt wird, nämlich mit der Geburt. Ab da ist ein Kind für sich gesehen ein Individuum, soll aber erzogen und geformt werden, nach dem was die Gesellschaft als förderlich erachtet. Dabei spielt der freie Wille des Geschöpfes nur eine untergeordnete Rolle, schließlich muss man mit dem Strom schwimmen, um dazu zu gehören... :(
Man könnte die sogenannten Ausreißer jedoch auch als Bereicherung ansehen, versuchen sie zu verstehen, sich evtl. auch etwas von ihnen abgucken und indem man sie in der Gemeinschaft als solches achtet, in ihrem Sosein bestärken, ihnen helfen sich dazugehörig zu fühlen, trotz ihrer offensichtlichen Andersartigkeit.
Das ist etwas, das die Menschen bis heute noch nicht gelernt haben und was mich persönlich enorm stört. Niemand verlangt, dass man sich mit allen gleichfalls abgeben und jeden lieben muss. Doch ein gleichberechtigtes nebeneinander existieren dürfen scheint wohl ein Wunsch zu sein, der niemals erfüllt werden kann. Da das Wesen vieler Menschen ganz andere Prioritäten setzt... (Vielleicht weil sie nie erfahren haben, was es heißt ausgegrenzt zu werden? Hm, wenn ich das wüsste. Womöglich liegt es auch einfach nur in der Natur des Menschen genau so zu sein, wie er ist.)

LG Knallschnute
Mopsinator

Zinzin
engagiert
engagiert
Beiträge: 207
Registriert: 24. Februar 2012, 13:21

Re: Wer ist hier krank?

Beitragvon Zinzin » 1. März 2012, 14:06

Ich bin "anders" (mir eigen halt), fühle mich aber nicht ausgegrenzt, verachtet oder sonstwie geschmäht. Es hat aber gebraucht, bis ich mich in meiner Eigenart (die individuelle Andersartigkeit faktisch eines Jedens) selbst akzeptierte. Seitdem fühle ich mich nur ganz wenig nicht mehr unwillkommen, unpassend, falsch. Wenig weil, es kann einen nicht jeder mögen. Das erwarte ich nicht, ich mag auch nicht jeden.

Krank ist der, der leidet (körperlich/seelisch). Umfeld kann krank machen und macht es, wenn es die Eigenakzeptanz für einen selbst verhindert. Und daran kann man erkranken, daß man nicht sein darf, wie man ist oder sein will. Ich sehe das Problem dann darin, daß man sich selbst gegen sich zu verändern sucht, damit man "paßt". Nur paßt man dann nicht mehr für sich. Und dies spürt man und verflucht die, die einem das antun.

Es ist nicht so leicht zu sich zu stehen und bei sich stehen zu bleiben, wie man ist, weil im Hinterkopf die Prägung lange wirkt, daß man nicht ok ist. So war es bei mir, auch wenn ich von "man" schreibe, denke zugleich jedoch, ich ticke da nicht ganz alleine so.

Hinterfragt wer die "Normalen", daß sie so sind wie sie sind und akzeptiert es? Im krassen Fall gehört auch dazu, daß sie einen eben nicht verstehen, einen umzumodeln suchen. Versucht man das zu verstehen, daß sie so ticken, wie sie ticken, oder verurteilt man sie nicht auch einfach, weil: Man sie nicht versteht, es nicht verstehen kann/mag/will, daß sie an einem rumzerren. Sie haben eine andere Art zu glauben, was richtig ist und was falsch, was angenehm ist und was nicht, was mensch braucht, was er sehnt.

Ich möchte keinen angreifen, aber "Normale" haben es neben "Anderen" nicht immer leicht. Sie werden als oberflächlich betitelt, wenig intelligent, streben den falschen Werten nach, sind grob usw.. Aber: Das ist ihr Leben, allerdings (!) berurteilt aus der Sicht der "Anderen", so wie "Normale" das Leben von anderen einschätzen/wahrnehmen. Ich sehe da nun vom Prinzip her nicht den großen Unterschied. Der Andere möchte, daß die "Normalen" sich für ihn ändern, der "Normale" daß die "Anderen" sich für ihn ändern.

Gedanken dazu.

Benutzeravatar
tournesol
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 975
Registriert: 23. Februar 2012, 17:01
Wohnort: Berlin

Re: Wer ist hier krank?

Beitragvon tournesol » 1. März 2012, 14:26

Ich denke wir haben alle dieses Problem, wie Zinzin schon schrieb !
Dies kommt auch daher, dass wir hier auf der Erde alle Suchende sind !
Suchend bedeutet natürlich auch Zweifel zu dem , was uns neu begegnet....Unsicherheit und daraus Angst,
es könnte falsch sein, was wir machen!
Um uns sicherer zu fühlen ,suchen wir Gleichgesinnte und fühlen uns mit denen stark (oder zumindest stärker....)
Hier entwickelt sich dann eine Gemeinschaft mit den Gleichgesinnte, die sich gegen die "Nicht-Gleichgesinnten" richtet! Diese nicht Gleichgesinnten sind dann "ein Ort der Kräftigung für das eigene Richtigsein, in der Abwertung dieser" !!! Und der Aufwertung von uns selbst !!!
Der Ausweg hieraus ist nur über die eigene Sicherheit im Selbstwert möglich, denn wenn wir diesen wirklich haben, wirklich fühlen, brauchen wir keine Bestätigung anderer mehr (weder die der Gleichgesinnten, die uns loben! Noch unseres Vergleichs mit anderen, wo wir uns als "höher" "besser" empfinden läßt !

Nur wir wissen ja alle nur zu gut, wie schwer diese eigene Sicherheit zu erlangen, zu fühlen und auch zu behalten ist.....

Benutzeravatar
knallschnute
Moderator
Moderator
Beiträge: 1512
Registriert: 22. Februar 2012, 21:33

Re: Wer ist hier krank?

Beitragvon knallschnute » 1. März 2012, 17:16

Hallo Zinzin und Tournesol,

eure Worte ehren euch sehr!
Es ist für mich schon schwer das irgendwie zu erklären, was da eigentlich in mir geschieht. Vielleicht liegt es daran, dass ich mir im Leben so vieles zu sehr zu Herzen nehme, gerade bei ungerechten Dingen, Sachen die Leid verursachen hängen bleibe, einfach nicht kapieren kann, warum dies überhaupt geschehen muss.
Dabei kommt mir der Gedanken, dass alles im Leben, was wir auch tun, eine Kettenreaktion auslöst. Wenn ich also z.B. Hass säe, so werde ich ihn letztlich auch ernten und dies kann sich immer so weiter entwickeln, schaffe ich nicht bei Zeiten den Absprung aus dem fortwährenden Muster. Nun ist mir eben schon so oft aufgefallen - evtl. hefte ich mich auch zu fest daran - wie extrem die Mehrheit (in der gesamten Geschichte der Menschheit) etwas für oder gegen ihre Artgenossen tun und vor allem durchsetzen konnte. Der Einzelne hat gar keine Wahl, er muss entweder mit dem Strom mit schwimmen, entsprechend kapitulieren oder, wenn er nicht gerade auswandern will, gegen Windmühlen ankämpfen. DAS bedaure ich zutiefst, dies tut mir enorm weh und es zehrt an meinen Kräften, denn ich kann nichts dagegen tun, obgleich ich so gerne in der Welt so vieles ändern würde.
Klar, ich mache mein Ding, aber es scheint auf die Leute keinen Eindruck zu machen, sondern sie vielmehr zu amüsieren, mich als Spinnerin ab zu tun.

Nunja, vielleicht mache ich da auch mehr Drama draus, als es notwendig ist (immerhin bin ich innerlich etwas gekränkt :krank: ...

LG Knallschnute
Mopsinator

Zinzin
engagiert
engagiert
Beiträge: 207
Registriert: 24. Februar 2012, 13:21

Re: Wer ist hier krank?

Beitragvon Zinzin » 1. März 2012, 18:56

Knallschnute, ich bin früher häufiger an der Menschheit verzweifelt. Dinge/Verhalten/Menschen, die ich nicht verstehen konnte, noch wollte, weil so abstrus. Sie sind immer noch abstrus, nur nimmt es mich nicht mehr so mit. Ich setze meine analytische Brille auf, packe ein wenig Gelassenheit hinzu, etwas wohlwollendes Gefühl auch, meine kleine Lebenserfahrung ... . Ich habe meine Ansichten, die ich (momentan) für richtig halte, die kommen aber nicht immer gut an. Dann hab ich was falsch gemacht, nicht aber per se: Ich hab falsche Ansichten. Ok, ich hab auch manchmal falsche Ansicht, aber... ich weiß nicht, ich glaube daran, daß sich Falsches korrigiert, daß es einen Gegenpart findet.

Dem Schlechten wird immer was auch Gutes entgegenstehen. Vielleicht ein wenig idyllisch gedacht. Aber ich las mal, daß das Schlechte die Gegengruppierung, die es verhindern/enden lassen will, erst möglich macht. Schlechtes ruft oft in anderen das Gutes hervor. Wird wer geschlagen, geht irgendwer hin und tröstet/schützt, setzt sich ein. Es werden zugewandte Gefühle hervorgebracht. Das Schlechte verursacht auch Gutes.

Mir ist das etwas Trost/Hoffnung oder doch Selbstbetrug (?), wobei nicht jeder handelt, aber ich denke, doch ne ganze Menge für sich still mitfühlen. Das ist gesamt gesehen auch ein Nährwert gegen Unrecht und Ungutes.

Hab ich Dich gekränkt mit meinen Worten? Könnt es verstehen. Nicht, weil es beabsichtigt war, ich antworte nicht immer empathisch.

Benutzeravatar
knallschnute
Moderator
Moderator
Beiträge: 1512
Registriert: 22. Februar 2012, 21:33

Re: Wer ist hier krank?

Beitragvon knallschnute » 1. März 2012, 20:12

Hallo Zinzin,

nein, du hast mich nicht gekränkt, im Gegenteil, du hast bewirkt, dass ich nicht nur in eine Richtung schaue! Mitunter kann ich manchmal extrem einspurig fahren - glücklicher Weise sind nicht alle Scheiben meines "Wagens" getönt, wodurch ich dann doch hin und wieder andere Wege, die sich mir aufzeigen, während meiner Lebensreise wahrnehme. :)
Es tut gut zu wissen, dass auch du mitunter an der Menschheit verzweifelt bist, dadurch fühle ich mich verstanden und nicht gar so schlecht. Eigentlich würde ich eh nie von mir behaupten ein besserer oder gar sonderlich guter Mensch zu sein. Aber tief in mir drin sitzt stetig der Anspruch mich fortwährend zu steigern, in so vielen Lebensbereichen weiser und aber auch gelassener zu werden.
Und, das was ich bezüglich "immerhin bin ich etwas gekränkt" meinte, war die Sache mit meinem Mann, die Kränkung durch die Nachbarn und meine Mutter, weswegen diese Threads letztlich entstanden sind und ich mich entsprechend empört äußerte, da die Themen gerade so aktuell für mich sind. Durch eure Beiträge wurde mir eben bewusst, wie sehr ich Partei ergreife und selbst nicht unvoreingenommen bin. Es war also vielmehr eine Entschuldigung für mein momentanes Geschreibsel. (Dies hätte ich wohl klarer formulieren sollen, sorry! :oops: Hoffe daher, dass dich das nicht so sehr verunsichert hat!)
Ich hab falsche Ansichten. Ok, ich hab auch manchmal falsche Ansicht, aber... ich weiß nicht, ich glaube daran, daß sich Falsches korrigiert, daß es einen Gegenpart findet.

Was ist für dich etwas "Falsches"? Fehler sind stets korrigierbar und um so schneller man sie erkennt, ums so früher kann man aus der Sackgasse wieder heraus fahren... ;)

LG Knallschnute
Mopsinator

Zinzin
engagiert
engagiert
Beiträge: 207
Registriert: 24. Februar 2012, 13:21

Re: Wer ist hier krank?

Beitragvon Zinzin » 2. März 2012, 11:47

Hi Knallschnute,

ich verzweifele noch heute, vor allem an mir. : D Aber halt anders, weniger ohnmächtig vielleicht.

Mit den falschen Ansichten meinte ich bei mir eher zum einen die Standort-/Meinungsfindung, stärker aber die Standortvertretung. Also wie ich meinen Standpunkt, meine Meinung, mein Gefühl vertrete, in welcher Stärke, in welcher Form und ob überhaupt.

Betrifft auch teils die Selbstvertretung (Selbst"behauptung"), wenn es zB. um meine Gefühle/Wahrnehmung geht. Lasse ich andere reden, oder äußere ich mein Empfinden. Letztendlich muß ich es nicht äußern, weil ich das OK von anderen nicht erzwingen kann und meine Berechtigung nicht von anderen ich abhängig mache und nicht machen will. Andererseits ... ich möchte manchmal auch diesen Gegenpart bilden, keine Kontroverse, sondern .... faktisch mich als "Kuriosum" zeigen, damit man sieht, die Welt ist nicht Schema F und das Kuriosa nichts Schlimmes sind oder fremde Wesen. Kann aber auch sein, daß ich damit mich nur berechtige mich zu mir selbst zu melden, über den Umweg, ich tue es ja für andere. Das wäre zB. ein Fehler oder Fehlverhalten. Tun aus verschleierter Motivation. Und das denke, wird sich korrigieren, wenn es falsch ist.

Oder wie ich halt Meinung/mich vertrete. Leider ist mir das nicht gottgegeben, ich "muß" das nachlernen. Mir fehlt die eigene Waage, die mir innerlich sagt, was wann angemessen ist und anderen oder mir gut tut. Oder wann es richtig ist, sich wichtig genug zu nehmen und wann man sich mal nicht ganz so ernst nehmen sollte. Ist ziemlich roter Faden bei mir.

BobHope

Re: Wer ist hier krank?

Beitragvon BobHope » 8. März 2012, 13:18

Hey Knalli

zunächst verstehe ich deine Entrüstung und denke sie ist durchaus angebracht...

ABER

meine Besonderheit führte leider zu mehreren zwanghaften Aufenthalten in geschlossenen psychiatrischen Einrichtungen und dort hatte ich es mit Verrückten verschiedenster "Konfessionen" zu tun.
Es gibt psychische Störungen die unbehandelt und unbegleitet extreme Konsequenzen für den Betroffenen und seine Umwelt nach sich ziehen. Wer jemals schwerst schizophrene oder psychotische Menschen erlebt hat, wird bestrebt sein dieses Leiden zu lindern. Empathisch oder nicht spielt keine Rolle - es ist einfach gruselig und dem kann man sich nicht entziehen, selbst ich nicht. Dabei ist mir der Rest der Menschheit relativ gleichgültig.

Die Bewertung einer Störung liegt nun aber in der Hand von "normalen" Menschen, die bestrebt sind anderen Menschen aufgrund ihrer Ausbildung, eigener Wahrnehmung oder eben Sendungsbewusstsein zu helfen.
Es liegt aber in der Natur unserer Störung, dass wir uns nicht mitteilen, uns einer objektiven Diagnose entziehen und überhaupt schwer zu greifen sind. Wie soll aber die Umwelt, konfrontiert mit den Besonderheiten einer SPS umgehen, da sie eben nicht erkennt, das eine solche vorliegt?

Meine Familie, das Gesundheitsamt und verschiedene Therapeuten sind der Auffassung das ich unter meiner Störung leide und wollen mir helfen, davon bin ich überzeugt. Nur fehlt ihnen leider das Wissen und Methoden um wirksam zu sein, was wohl für beide Seiten frustrierend ist. Ich habe einiges an Therapien, Medikamenten und gut gemeinten Ratschlägen mitgemacht und es hat wenig gebracht.

Ich bin krank! Ich unterliege gewissen Einschränkungen, die meine Lebensgestaltung begrenzen und mich von anderen Menschen unterscheidet, aber ich leide nicht.

Mit dieser recht simplen Aussage konnte ich mir in letzter Zeit, die vielen gut gemeinten Hilfsangebote abwehren und habe jetzt wieder die Ruhe um selbstbestimmt in die Zukunft zu schreiten.


Zurück zu „Gesellschaft und Kultur“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 35 Gäste