Warten: Verzögerung im Betriebsablauf

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sdsdsdsv
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Warten: Verzögerung im Betriebsablauf

Beitragvon sdsdsdsv » 10. April 2016, 13:46

[align=justify]Hier ist ein interessanter Artikel, den ich beim Stöbern auf der konkret-Seite fand. Selbst erinnere mich noch gut an meine Zeit ohne Handy, oder längere Zugfahrten, bei denen man plötzlich völlig auf sich selbst zurückgeworfen war, denn auch ein Buch beanspruchte nicht dieselbe Aufmerksamkeit wie einer der heutigen allgegenwärtigen Kleincomputer, sondern war im Gegenteil eher Katalysator des eigenen Denkens, der längst nicht in dem Maße Besitz von einem ergriff. Daran, den bewussten Verzicht auf quäkende Elektronik als Auflehnung gegen Konsum- und Leistungsgesellschaft zu betrachten, ist schon etwas dran, finde ich.

Verzögerung im Betriebsablauf

Zur Erkundung einer aussterbenden Kulturtechnik: des Wartens. Von Johannes Vincent Knecht

In vieler Hinsicht sind Wartezeit und Warteräume Instrumente gesellschaftlicher Herrschaftsausübung: Wer andere warten lässt, hat Macht über sie. Der Herr verfügt über die Lebenszeit des Dieners (der ihm auf-wartet); der absolutistische Monarch zeigt dem Untertan das Maß seiner Gunst durch die oktroyierte Verweildauer im Antichambre; die Kirche verwaltet und verkauft das existentielle Warten auf Auferstehung und ewige Seligkeit; der Rechtsstaat kujoniert und ordnet die zu ihm geflüchteten Menschen, indem er sie in kafkaesker Renitenz wochenlang vor seinen Verwaltungsstellen auf der Straße stehen lässt. Es geht um Unterwerfung, Disziplinierung und psychologische Zurichtung: Der Wartende ist erst hoffnungsvoll, dann unruhig, schließlich zornig, bis er endlich weichgekocht ist und dankbar und demütig jede ihm gnadenvoll eröffnete Botschaft empfängt. [...]

http://www.konkret-magazin.de/hefte/id- ... blauf.html[/align]

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