Gesellschaft der Emotionalisierung und Verkopfung

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maxen
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Re: Gesellschaft der Emotionalisierung und Verkopfung

Beitragvon maxen » 1. März 2016, 19:50

Mensch Insuffizienz

In-wie-weit Gefühle (durch mich) beeinflussbar sind, da bin ich mir (bei mir) gar nicht so sicher. Da kanns schon entlasten, nicht immer alles zu wichten - zu werten. Körperliche Fitness kann sich auch positiv auf das "Gefühlsleben" aus wirken (Schwankung / Spitzen). Nun haben, wenn Zwei sich treffen, beide Gefühle, die wechselwirken und beide haben auch noch Sichten. Ich bin leicht beeinflussbar - kann aber schlecht einschätzen, welchen Einfluss ich selbst ausübe oder was für Gefühle ich auslöse. Da kann ich nur vorsichtig sein, um nicht zu verletzten.

1. Mär 2016, 18:26 » Insuffizienz hat geschrieben: Die Emotion ist also der affektive Ausdruck einer Wahrnehmung [..], und dieser ist sicherlich durch den Geist beeinflusst.


Ui, ein Geist. Wo kommt der her?

Ich las mal "Körper, Psyche und Seele", da wusste ich dann auch nicht.

Nun will die Psychologie eine Wissenschaft sein, und wo Geist ist, ist nachher die Seele nicht fern, .. UND DANN? Befinden wird uns im Reich der Religion. Und da tu ich mich schwer.

Meint, ich brauche eine klare Vorstellung davon, was Du unter Geist verstehst, oder damit meinst - damit wir über ihn, unter Einbezug des Wortes "Geist", kommunizieren können :)

Krishnamurti ist übrigens einer der wenigen, der den Begriff "Geist" und was er damit meint, erklärt. *frag mich nicht in welchem video*

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knallschnute
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Re: Gesellschaft der Emotionalisierung und Verkopfung

Beitragvon knallschnute » 1. März 2016, 20:15

Hallo,

grundsätzlich finde ich den Gedanken mit der Emotionalisierung und Verkopfung interessant, kann mir aber keinen Weg heraus aus dieser Missere vorstellen. Unsere Gesellschaft gibt Eltern vor, wie sie sich ihren Kindern gegenüber zu verhalten haben, wie Kinder gesundheitlich zu versorgen sind oder was eine gute Mutter/ einen guten Vater aus macht. Demgegenüber sollen die Eltern, die als Kinder selbst oft autoritär erzogen worden sind, eine freie Pädagogik mit ihrem Kinde praktizieren, die sie an sich selbst nie erleben durften? Wenn sie als Kind in der Familie schon wenig selbstbestimmt lebten, es in der Schule auch nicht anders gelernt haben und später im Berufsleben schlussendlich auch nur "funktionieren" und nicht hinterfragen sollen, dann sind das für mich immer netten Ideen die Leute dieser Welt präsentieren, die aber in dieser Welt keine Zustimmung finden werden!

1. Mär 2016, 16:02 » Insuffizienz hat geschrieben:Als Zusatzinformation: Rousseau soll eine Art Pionier der Reformpädagogiken gewesen sein, wie bspw. die Montessori-, Steiner-, Freinet- oder Waldorfpädagogik. Dabei geht es darum, das Kind die größtmögliche Freiheit zu lassen, nichts zu lehren, es soll eigentlich alles selber lernen, um selbstständig zu werden. Es soll sich frei entfalten und bestmöglich in seinem persönlichen Naturzustand bleiben im Hinblick darauf, auch in einer Gesellschaft leben zu können.


Rousseau kenne ich nicht, habe ich auch noch nicht näher erforscht. Montessori hat gute Ideen und neue Ansätze für die Pädagogik geschaffen, ist aber sehr von ihren Materialien abhängig und somit nicht für alle nutzbar, da auch zu teuer und vom gängigen Frontalunterricht abweichend. Steiner (hier ist wohl Rudolf Steiner) gemeint und Waldorfpädagogik = ein und dasselbe. Wobei dieses "dem Kind nichts lehren und es selber lehren lassen, um seine Selbstständigkeit zu fördern" hier ein richtiges Trugbild ist.
Rudolf Steiner war ein esoterischer Geisteswissenschaftler, der seine spirituellen Einsichten (woher er die auch immer gehabt haben mag) in sämtliche anthroposophische Bereiche einströmen ließ und seinen getreuen Anhängern zumutete, seine Lehren als Absolutismus anzuerkennen. Dies tat er nicht etwa auf eine diktatorische Art, nein, er sagte seinen Anhängern was richtig ist und gibt ihnen das Gefühl Auserlesene zu sein. Die Walddorfkindergärten und -Schulen dienen nicht "nur" dem Gegensatz zur gängigen Pädagogik, und dem Heil der Kinder, sondern verfolgen ihr eigenes Ziel. Die Reformpädagogik war ein gefundenes Fressen für Steiner, der nicht nur in diesem Bereich eigene Lehren erschuf. Diese Schulen dienen dem Zweck das anthroposophische Gedankengut gleich mal in das Gehirn eines Kindes zu "pflanzen". Nicht nur die Kinder leben dann nach einer gewissen Art - durch die sie auf viele gängige Sachen verzichten müssen, sondern auch die Familien haben sich den Geboten der Lehren Steiners, der der Begründer der Walddorfpädagogik ist, anzupassen. So werden gewisse Textilien als Kleidung vorgegeben, das Spielzeug aussortiert, technische Gerätschaften und alles Moderne (Musik, Stilrichtungen, Fortschritte in der Wissenschaft) verteufelt. So sollen Schüler auch keine Bücher nutzen, sondern ihr Wissen allein vom Lehrer gelehrt bekommen. Auch gibt es die Eurythmie (eine Art spiritueller Tanz/ Bewegung) und die anthroposophische Kunst. Darüber hinaus gibt es von ihm die Schöpfungslehre, Engelshierarchien, Äther- und Astralleib, Karma und Reinkarnationslehren, ja sogar Steiners typische Redewendungen gratis dazu. Das Ziel eines Anthroposophen ist es die Lehren Rudolf Steiners nicht zu hinterfragen, sondern durch höchste geistige Anstrengungen vielleicht doch noch nachvollziehen zu können. Um irgendwann selbst, wie der "Meister", zu einem hellseherischen und höchst spirituellem Wesen empor zu steigen. (Mal überspitzt gesagt.)

Nur soviel dazu.

Grüße
Knallschnute
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Re: Gesellschaft der Emotionalisierung und Verkopfung

Beitragvon Kalliope » 1. März 2016, 21:03

@insuffizienz:
Schmerz ist KEIN Gefühl, sondern eine körperliche Wahrnehmung.

negative Gefühle sind z.B.: Angst, Wut, Zorn, Ekel, Hass.

Gefühle können auch btw. von Krankheiten erzeugt/beeinflusst werden.
Depression und - Achtung, Biochemie - Serotoninmangel wären da z.B. Stichworte.
Auch organische Erkrankungen können auf Gefühle einfluss nehmen.
"In Wirklichkeit ist der andere Mensch Dein empfindlichstes Selbst in einem anderen Körper" Khalil Gibran
"Das Ideal einer vollkommenen Gesundheit ist bloß wissenschaftlich interessant. Krankheit gehört zur Individualisierung." Novalis

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Re: Gesellschaft der Emotionalisierung und Verkopfung

Beitragvon Insuffizienz » 1. März 2016, 21:09

@maxen
Stimmt auch wieder. Da fällt es mir jetzt auch schwer genau zu definieren, was der Geist ist und wie ich ihn von der Psyche unterscheiden kann...

@knallschnute

Naja, man fängt ja meist damit an von Idealen zu sprechen. Dass diese ihre Zeit brauchen, um ganze Gesellschaften zu beeinflussen, sollte klar sein. Deshalb sind ja gerade (entsprechend freie) Reformpädagogiken oder z. B. diese freien (oft demokratischen) Schulen, die es sogar in Deutschland gibt, ein interessanter Mittelweg in der Überbrückungsphase im Kopf der Menschen mMn.
Und wie gesagt, es gibt eben immer mehr sog. Freilerner, die im Prinzip sehr nach Rousseaus Theorie gehen, sprich eigentlich hundertprozentiges selbstständiges Lernen ohne Unterricht. Die bekanntesten deutschsprachigen Vertreter des Freilernens sind unter anderem Andre Stern (sowie sein Bruder, der Philosoph Bertrand Stern) oder Dagmar und ihr Sohn Moritz Neubronner.

Ich hatte auch sowas im Hinterkopf, was die Waldorf-Pädagogik anbelangt. Ich habe mich nicht weiter damit beschäftigt, da ich wie gesagt das Freilernen unterstützen würde.
Aber danke für die Information. ;-)

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Re: Gesellschaft der Emotionalisierung und Verkopfung

Beitragvon Insuffizienz » 1. März 2016, 21:28

1. Mär 2016, 21:03 » Kalliope hat geschrieben:@insuffizienz:
Schmerz ist KEIN Gefühl, sondern eine körperliche Wahrnehmung.

negative Gefühle sind z.B.: Angst, Wut, Zorn, Ekel, Hass.

Gefühle können auch btw. von Krankheiten erzeugt/beeinflusst werden.
Depression und - Achtung, Biochemie - Serotoninmangel wären da z.B. Stichworte.
Auch organische Erkrankungen können auf Gefühle einfluss nehmen.


Naja, laut Online-Duden ist die erste Definition von Gefühl:
1. (durch Nerven vermittelte) Empfindungen

Aber du hast trotzdem recht, wir sprechen hier ja von den psychischen Gefühlen, im Duden an zweiter Stelle:
2. psychische Regung, Empfindung des Menschen [...]

Schmerz wäre also in dem Sinne wahrscheinlich stets eine Ursache des (psychischen) Gefühls, z. B. Angst, Trauer oder Wut als Reaktion auf den Schmerz.
Ich weiß nicht warum, aber die Nerven sorgen dafür, dass man beim Schmerz eine gewisse Energie (letztlich irgendwie psychisch) hat, die man z. B. durch Schreien oder abrupte Körperbewegungen wie bspw. Einziehen des Fußes, wenn man sich den Zeh stark gestoßen hat, wieder "abgibt". Evolutiv sicher meist sinnvoll. Mich überfordert gerade der Gedanke darüber, was Gefühle sind...egal.

Und klar, der Körper nimmt starken Einfluss auf die Gefühle und umgekehrt. Ist man bspw. wütend, so werden bestimme Körperregionen erregt. Ist man körperlich angestrengt, so fördert das die Wut, wenn man wütend wird.


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