Emotionale Erpressung
Verfasst: 29. Januar 2016, 21:17
Definition und Beschreibung:
[spoil]Emotionale Erpressung ist eine extreme Form einer emotionalen Manipulation und eine psychische Gewaltausübung, um auf primitive, „pubertäre“ Weise bloß die eigenen Vorstellungen erfüllt zu sehen, die die Opfer erfüllen sollen entgegen ihrem Willen und Bedürfnis.
ErpresserInnen sind Täter, fühlen sich jedoch als Opfer und erkennen dies nicht ohne Weiteres. Erpresste sind Opfer und sollen sich als Täter fühlen. Sender und Empfänger stehen oft in Abhängigkeit zueinander, Opfer lassen sich in Koabhängigkeit verwickeln.
Die Erpressungsversuche hüllen das Opfer in einen Nebel aus Schuldgefühlen, diffuser Angst und Verpflichtung. Als Opfer eignen sich besonders gut Menschen, die Angst davor haben, verlassen zu werden sowie andere Ängste haben, die unter starken Schuldgefühlen leiden und die ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein haben. (Bekannte Ängste sind: Liebesentzug, Abwertung, Benachteiligung, schlechte Behandlung, Ignoranz, Weggeschicktwerden, Falschsein, Ungewolltsein, Nichtmehrdazugehören) Es werden also die oft intimsten "Schwächen" bzw. Unsicherheiten der Opfer rücksichtlos benutzt, um die eigenen egoistischen Erwartungen und Wünsche erfüllt zu sehen.[/spoil]
Meine Mutter hat in meiner Kindheit dauerhaft emotionale Erpressung verwendet. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Art der Kommunkation mitunter für eine schizoide Persönlichkeit sorgen kann; da natürlich versucht wird, diesem psychischen Zwang in höherem Alter (und damit mit höherer geistiger Reife) nicht mehr zu begegnen und jeglicher Kontakt weitestgehend gemieden wird.
Strategien der emotionalen Erpressung:
• Bedingungen in einer Beziehung
Gegenleistungen für Liebe zu verlangen ist keine wahre Liebe mehr, letzte ist bedingungslos.
Vorwurf an das Opfer egoistisch zu sein. „Man darf ja wohl erwarten, dass du einmal…!“
• Erinnern an Gefälligkeiten/Pflichten
Bspw. als Gegenleistung für Geschenke oder die Finanzierung des Haushalts.
• Übertrieben nachtragend sein
• Vorwürfe
z. B. dass der Erpresste egoistisch, selbstsüchtig, nur an sich denkend, gefühllos sei.
• Appellieren an überzogene Moralvorstellungen
„Es ist deine Pflicht als Sohn/Tochter …“, „Man muss …“. Allgemeine Formulierungen mit „man“ und „es“ verstärken den Druck, da so scheinbar die Allgemeinheit hinter dem Appell steht.
• Schuldgefühle mithilfe der Opferrolle erzeugen
Vorspielen von sentimentalisierender Hilflosigkeit, Ohnmacht und Krankheit. Sein Glück vom Opfer abhängig machen.
„Schau, wie schlecht es mir geht!“, „Was musste ich nicht alles ertragen/opfern für dich!“, „dann eben nicht!“.
In Form von histrionischer Dramaturgie wie übertriebenes Heulen, Schmollen, Trotzen oder Schweigen. Daneben ist das Übertreiben von Krankheiten üblich: „Wie kannst du mich verlassen, nach dieser Aufregung würde mein schon krankes Herz kollabieren und ich müsste sterben!“.
• Bestechung (z. B. Sex oder gegenüber Kindern andere Belohnungen/Geschenke: „Wenn du dein Zimmer aufräumst, dann gehen wir Eis essen.“)
• Menschen zitieren, die sich „besser“ verhalten
• Darauf hinweisen, was andere (die Nachbarn, Freunde, Schulkameraden) vom Sujet halten würden
• Drohungen wie Selbstmordandrohungen, Androhung der Trennung
„Wenn du das nicht tust, dann erzähle/zeige ich deiner Mutter/deinem Freund…!“ oder „dann schmeiße ich dich aus meiner Wohnung!“ oder „wenn du dich scheiden lässt, dann siehst du deine Kinder nie wieder!“.
• Lügen und Verdrehen der Wahrheit zugunsten des Erpressers:
„Das habe ich nie gesagt bzw. nie getan!“. Mit Ehrlichkeit zu sich selber geht der Erpresser schwammig um, aber andere werden pedantisch kritisiert.
• Mangel an offener und ehrlicher Kommunikation
Ungewissheit führt zur Verunsicherung, die sich für manipulative Zwecke sehr gut nutzen lässt. Klare Absprachen sind ebenso wenig möglich, denn sie werden einfach ignoriert.
• „Es gut meinen“
„Ich habe es doch nur gut gemeint“, heißt eigentlich „Ich traue Dir nichts zu und habe deshalb schon alles für Dich geregelt, nach meinen Vorstellungen natürlich.“
• Die Strategien können in Verbindung mit nonverbaler emotionaler Erpressung stehen (um Leiden und Kränkung der starren, eigenen und rücksichtslosen Vorstellung zu signalisieren. Dadurch soll das Bedürfnis und die Meinung des Opfers niedergemacht werden, denn es wird früher oder später wahrscheinlich nachgeben, um der Harmonie und Ruhe willen.):
o Schweigen, d. h. nicht auf das (tatsächliche erpresste) Opfer eingehen oder antworten
o Leidvolle Blicke (sekundiert von Tränen und Jammern)
o Kontaktpause
o Stöhnen
o Wutausbrüche, Geschrei (damit der andere der harmonischen Stimmung wegen oder aufgrund der
Unerträglichkeit der übermittelten Emotionen und Lautstärke nachgibt)
o Respektlose, abfällige Kommentare und entsprechendes Gebaren
Bei den nonverbalen Strategien wird besonders die primitiv pubertäre Verhaltensweise des Täters deutlich, die jeglicher Vernunft, Empathie und Kooperation entbehrt.
Die genannten Handlungen können erpresserische Strategien sein (insbesondere in extremer Form, in Quantität als auch Qualität), aber genauso menschliche Gesten der Zuneigung oder einfach Nettigkeit. Die Intention ist das Unterscheidungsmerkmal.
Bspw. kann jemand einem anderen ein Geschenk machen, weil er ihm eine Freude machen möchte und ihn schätzt. Andererseits kann jemand einem anderen ein Geschenk machen, klassisches Beispiel teuren Schmuck für die Frau, und dieses "kostbare" Geschenk als Druckmittel nutzen; zum Geschenk gibt es also gleich eine Bedingung dazu: "Ich habe dir so ein kostbares Geschenk gemacht, dann kannst du ja wohl einmal...!".
Falls ihr andere Strategien beobachtet habt oder euren Senf (z. B. persönliche Erfahrungen in der Eltern-Kind-Beziehung, in Partnerschaften oder Freundschaften usw.) dazu abgeben wollt, nur zu! ;-D
[spoil]Emotionale Erpressung ist eine extreme Form einer emotionalen Manipulation und eine psychische Gewaltausübung, um auf primitive, „pubertäre“ Weise bloß die eigenen Vorstellungen erfüllt zu sehen, die die Opfer erfüllen sollen entgegen ihrem Willen und Bedürfnis.
ErpresserInnen sind Täter, fühlen sich jedoch als Opfer und erkennen dies nicht ohne Weiteres. Erpresste sind Opfer und sollen sich als Täter fühlen. Sender und Empfänger stehen oft in Abhängigkeit zueinander, Opfer lassen sich in Koabhängigkeit verwickeln.
Die Erpressungsversuche hüllen das Opfer in einen Nebel aus Schuldgefühlen, diffuser Angst und Verpflichtung. Als Opfer eignen sich besonders gut Menschen, die Angst davor haben, verlassen zu werden sowie andere Ängste haben, die unter starken Schuldgefühlen leiden und die ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein haben. (Bekannte Ängste sind: Liebesentzug, Abwertung, Benachteiligung, schlechte Behandlung, Ignoranz, Weggeschicktwerden, Falschsein, Ungewolltsein, Nichtmehrdazugehören) Es werden also die oft intimsten "Schwächen" bzw. Unsicherheiten der Opfer rücksichtlos benutzt, um die eigenen egoistischen Erwartungen und Wünsche erfüllt zu sehen.[/spoil]
Meine Mutter hat in meiner Kindheit dauerhaft emotionale Erpressung verwendet. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Art der Kommunkation mitunter für eine schizoide Persönlichkeit sorgen kann; da natürlich versucht wird, diesem psychischen Zwang in höherem Alter (und damit mit höherer geistiger Reife) nicht mehr zu begegnen und jeglicher Kontakt weitestgehend gemieden wird.
Strategien der emotionalen Erpressung:
• Bedingungen in einer Beziehung
Gegenleistungen für Liebe zu verlangen ist keine wahre Liebe mehr, letzte ist bedingungslos.
Vorwurf an das Opfer egoistisch zu sein. „Man darf ja wohl erwarten, dass du einmal…!“
• Erinnern an Gefälligkeiten/Pflichten
Bspw. als Gegenleistung für Geschenke oder die Finanzierung des Haushalts.
• Übertrieben nachtragend sein
• Vorwürfe
z. B. dass der Erpresste egoistisch, selbstsüchtig, nur an sich denkend, gefühllos sei.
• Appellieren an überzogene Moralvorstellungen
„Es ist deine Pflicht als Sohn/Tochter …“, „Man muss …“. Allgemeine Formulierungen mit „man“ und „es“ verstärken den Druck, da so scheinbar die Allgemeinheit hinter dem Appell steht.
• Schuldgefühle mithilfe der Opferrolle erzeugen
Vorspielen von sentimentalisierender Hilflosigkeit, Ohnmacht und Krankheit. Sein Glück vom Opfer abhängig machen.
„Schau, wie schlecht es mir geht!“, „Was musste ich nicht alles ertragen/opfern für dich!“, „dann eben nicht!“.
In Form von histrionischer Dramaturgie wie übertriebenes Heulen, Schmollen, Trotzen oder Schweigen. Daneben ist das Übertreiben von Krankheiten üblich: „Wie kannst du mich verlassen, nach dieser Aufregung würde mein schon krankes Herz kollabieren und ich müsste sterben!“.
• Bestechung (z. B. Sex oder gegenüber Kindern andere Belohnungen/Geschenke: „Wenn du dein Zimmer aufräumst, dann gehen wir Eis essen.“)
• Menschen zitieren, die sich „besser“ verhalten
• Darauf hinweisen, was andere (die Nachbarn, Freunde, Schulkameraden) vom Sujet halten würden
• Drohungen wie Selbstmordandrohungen, Androhung der Trennung
„Wenn du das nicht tust, dann erzähle/zeige ich deiner Mutter/deinem Freund…!“ oder „dann schmeiße ich dich aus meiner Wohnung!“ oder „wenn du dich scheiden lässt, dann siehst du deine Kinder nie wieder!“.
• Lügen und Verdrehen der Wahrheit zugunsten des Erpressers:
„Das habe ich nie gesagt bzw. nie getan!“. Mit Ehrlichkeit zu sich selber geht der Erpresser schwammig um, aber andere werden pedantisch kritisiert.
• Mangel an offener und ehrlicher Kommunikation
Ungewissheit führt zur Verunsicherung, die sich für manipulative Zwecke sehr gut nutzen lässt. Klare Absprachen sind ebenso wenig möglich, denn sie werden einfach ignoriert.
• „Es gut meinen“
„Ich habe es doch nur gut gemeint“, heißt eigentlich „Ich traue Dir nichts zu und habe deshalb schon alles für Dich geregelt, nach meinen Vorstellungen natürlich.“
• Die Strategien können in Verbindung mit nonverbaler emotionaler Erpressung stehen (um Leiden und Kränkung der starren, eigenen und rücksichtslosen Vorstellung zu signalisieren. Dadurch soll das Bedürfnis und die Meinung des Opfers niedergemacht werden, denn es wird früher oder später wahrscheinlich nachgeben, um der Harmonie und Ruhe willen.):
o Schweigen, d. h. nicht auf das (tatsächliche erpresste) Opfer eingehen oder antworten
o Leidvolle Blicke (sekundiert von Tränen und Jammern)
o Kontaktpause
o Stöhnen
o Wutausbrüche, Geschrei (damit der andere der harmonischen Stimmung wegen oder aufgrund der
Unerträglichkeit der übermittelten Emotionen und Lautstärke nachgibt)
o Respektlose, abfällige Kommentare und entsprechendes Gebaren
Bei den nonverbalen Strategien wird besonders die primitiv pubertäre Verhaltensweise des Täters deutlich, die jeglicher Vernunft, Empathie und Kooperation entbehrt.
Die genannten Handlungen können erpresserische Strategien sein (insbesondere in extremer Form, in Quantität als auch Qualität), aber genauso menschliche Gesten der Zuneigung oder einfach Nettigkeit. Die Intention ist das Unterscheidungsmerkmal.
Bspw. kann jemand einem anderen ein Geschenk machen, weil er ihm eine Freude machen möchte und ihn schätzt. Andererseits kann jemand einem anderen ein Geschenk machen, klassisches Beispiel teuren Schmuck für die Frau, und dieses "kostbare" Geschenk als Druckmittel nutzen; zum Geschenk gibt es also gleich eine Bedingung dazu: "Ich habe dir so ein kostbares Geschenk gemacht, dann kannst du ja wohl einmal...!".
Falls ihr andere Strategien beobachtet habt oder euren Senf (z. B. persönliche Erfahrungen in der Eltern-Kind-Beziehung, in Partnerschaften oder Freundschaften usw.) dazu abgeben wollt, nur zu! ;-D