Emotionale Erpressung

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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Insuffizienz » 30. Januar 2016, 20:39

Indigocat hat geschrieben:Deswegen hat mich das obere Statement etwas ins Grübeln gebracht, in dem frühen kindlichen Stadium, in dem die Ausprägung des schizoiden Charakters abläuft, hat ein Kind keine Menschenkenntnis (natürlich auch keine Ahnung von emotionaler Erpressung, jedenfalls keine bewusste....)

Welche Stadium meinst du denn?

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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Indigocat » 30. Januar 2016, 21:15

30. Jan 2016, 20:39 » Insuffizienz hat geschrieben:Welche Stadium meinst du denn?


Derzeit geht man davon aus, dass bereits im frühen Säuglingsalter die Interaktion mit den Eltern gestört war. Könnte bei meiner Mutter durchaus zutreffen, sie ist absolut nicht in der Lage bzw. gewillt, adäquat auf irgendwas zu reagieren (als meine Kinder klein waren, kam die Bemerkung: "schönes Spielzeug", das war ich vermutlich auch für sie).

http://www.hardtwaldklinik1.de/schizoid ... erung.html
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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Insuffizienz » 30. Januar 2016, 22:57

30. Jan 2016, 21:15 » Indigocat hat geschrieben:
30. Jan 2016, 20:39 » Insuffizienz hat geschrieben:Welche Stadium meinst du denn?


Derzeit geht man davon aus, dass bereits im frühen Säuglingsalter die Interaktion mit den Eltern gestört war. Könnte bei meiner Mutter durchaus zutreffen, sie ist absolut nicht in der Lage bzw. gewillt, adäquat auf irgendwas zu reagieren (als meine Kinder klein waren, kam die Bemerkung: "schönes Spielzeug", das war ich vermutlich auch für sie).

http://www.hardtwaldklinik1.de/schizoid ... erung.html

Hört sich logisch an (auf der Website) und ich habe des öfteren gelesen, nicht nur hier, dass das Alter bis ungefähr 3 Jahren sehr wichtig ist.
Mein Argument bzgl. der guten Menschenkenntnisse bezog sich auf ältere Kinder, also vielleicht mind. 10-Jährige.

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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Ambivalenz » 3. Februar 2016, 12:06

Indigocat hat geschrieben:http://www.hardtwaldklinik1.de/schizoid ... erung.html

Hier zwar OT, aber diese Passage -->
Vor allem aber mache ihr zu schaffen, dass ihr Freundeskreis sich von ihr zurückgezogen habe, da ihr Mann auch in dieser Runde eigentlich nicht spreche, sondern sich rasch zurückziehe
lässt mich wieder einmal zweifeln, ob die "Normalen" wirklich so geistig (und emotional!) gesund sind wie behauptet wird.
Wieso ziehen sich IHRE Freunde von IHR zurück?
Warum trifft sie sich nicht mit ihren Freunden ohne ihren Mann, nachdem feststeht, dass da keinerlei Berührungspunkte vorhanden sind?
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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Indigocat » 3. Februar 2016, 13:49

3. Feb 2016, 12:06 » Ambivalenz hat geschrieben:Wieso ziehen sich IHRE Freunde von IHR zurück?
Warum trifft sie sich nicht mit ihren Freunden ohne ihren Mann, nachdem feststeht, dass da keinerlei Berührungspunkte vorhanden sind?


Ich habe während meiner Ehe festgestellt, dass man vom Umfeld mit dem Partner als Einheit gesehen wird, man(n) beziehungsweise frau steht auch für den Mist, den der Partner verzapft gerade, was in meinem Fall sogar zu körperlichen Angriffen auf mich beziehungsweise die Kinder geführt hatte. Wer also z. B. an einem Partner geraten ist, der durch antisoziales Verhalten auffällt, tut gut daran, das Weite zu suchen.

Vielleicht besteht ihr Freundeskreis aus Pärchen oder sie ist der Meinung, dass man alles gemeinsam machen muss?
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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon cerebrum » 3. Februar 2016, 17:18

Genau diese Seite mit diesem Fallbeispiel hatte ich meiner damaligen Freundin gezeigt. Weil ich mich darin wiederfand. Vorallem das Fallbeispiel hat dann bei ihr direkt zu Trennungsgedanken geführt. :roll: :x
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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Headmatter » 3. Februar 2016, 19:07

30. Jan 2016, 16:24 » Indigocat hat geschrieben:Ja der Schizoide hat es nicht nötig, sich erpressen zu lassen, weil die Belohnung oder Strafe nicht so wichtig sind.
Erscheint einleuchtend. Das Konzept der emotionalen Erpressung habe ich noch nie verstanden. Ich gebe aber auch wenig auf die Emotionen / Haltung anderer mir gegenüber. Falls ich sie überhaupt wahrnehme, geschweige denn verstehe.
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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Schattentanz » 15. Februar 2016, 02:50

Dass mit der emotionalen Erpressung kenne ich auch seit der Kindheit. Nicht von meinen Eltern, von anderen Familienmitgliedern.

Neben cholerischen Verhaltensweisen ist das etwas, das mein Interesse an einem Kontakt mit demjenigen beendet. Kurz gesagt ist derjenige für mich damit unten durch.
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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon KaWi » 14. Januar 2017, 17:12

Insuffizienz hat geschrieben:Der Schizoide bspw. hat den Vorteil, dass er es wahrscheinlich recht gut schafft sich nicht zu erpressen lassen, indem er das Pflichtbewusstsein und die Schuldzuweisung durchschnittlich stärker hinterfragt und in sein kritisch beleuchtet Weltbild neu einordnet (nach Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung die postkonventielle Ebene). Zudem sorgt die Verschlossenheit für Schutz davor, dass andere Schwachstellen entdecken.

Ich denke, das stimmt grundsätzlich.
Ich vermute sogar, dass es manchmal eines Schizoiden bedarf, um den Unterschied zur aufrichtigen Freundschaft/Partnerschaft/... zu erkennen.

Inwiefern ich selbst schizoid bin, weiß ich nicht - ein paar Neigungen in diese Richtung habe ich jedenfalls. Ich habe mich in der Vergangenheit quasi "freiwillig", also sehenden Auges emotional erpressen lassen. Zumindest habe ich es so empfunden - mich aber nicht immer konsequent gewehrt. Warum?

a) Fast alle Leute lassen sich auf diese Weise manipulieren. Wer da nicht mitmacht, ist schon kein "Freund" mehr. Es gibt nur wenige Menschen, die es zu schätzen wissen, wenn man nicht regelmäßig nach ihrer Pfeife tanzt. (Okay: Möglicherweise gibt es viele, aber ich bin an die "falschen" geraten.)
Wer also den Wunsch hat, nicht unangenehm aufzufallen (wie ich damals), der kommt womöglich nicht darum herum, sich emotional erpressen zu lassen. Es ist einfach der Standard.

b) Als "Gegenleistung" zum Mitmachen war ich damals Teil eines "Freundeskreises". Und wenn man (wie ich damals) Kontaktschwierigkeiten hat, ist das schon toll, irgendwo dazuzugehören, ohne allzuviel "aktive Kontaktpflege" betreiben zu müssen. Wie oberflächlich dies war, wurde offensichtlich, als ich diesen "Freundeskreis" aufgegeben habe: Auch nach über 10 Jahren "Freundschaft" ist ratzfatz innerhalb von vielleicht einem Jahr KEIN Kontakt mehr da. Zu niemandem.
Um einzelne Dinge, die ich damit ebenfalls aufgegeben habe, ist es schon schade. Aber das ist es mir nicht mehr wert. Besser noch: Diese Menschen haben damals meine eigene Entwicklung behindert. Es war unbedingt notwendig, "da rauszukommen".

c) In gewisser Weise ist es durchaus faszinierend, einige soziale/psychologische Entwicklungen zu beobachten. Man lernt dadurch viel.
Ich glaube: Die Menschen (ich meine explizit nur Erwachsene) lassen sich aus zwei Gründen "gerne" erpressen:
ca) Bequemlichkeit. Sie geben nach, bevor sie wegen "unwichtiger" Dinge einen Konflikt riskieren. Sie denken noch nicht einmal darüber nach. (Man könnte das auch Feigheit nennen.)
cb) Unsicherheit. Sie wollen "Lob" (egal in welcher Form), und "Lob" kriegt man nur, wenn man sich so verhält, wie DIE ANDEREN es wollen. Quid pro quo. Was nichts anderes heißt als: Auch der Erpresste hat einen subjektiv so empfundenen Nutzen. Sonst würde er es nämlich nicht machen. (*überleg* Eigentlich gilt dies streng genommen immer: Wer mit Totschlag bedroht wird, hofft, durch Zugeständnisse am Leben zu bleiben.)

Themis

Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Themis » 14. Januar 2017, 19:16

Indigocat hat geschrieben:Für mich ist der schizoide Mensch jemand, der kein Narzisst sein wollte (der Narzisst erfüllt die Wünsche der Eltern, um Anerkennung zu bekommen). Das passiert in der Kindheit natürlich unbewusst und erfordert eine unheimliche emotionale Kraft, wenn ein Kind auf die Unterstützung der Eltern verzichtet und nur noch sich selber vertraut.


Genau so ist es. Um unabhängig zu werden von Wünschen und Druck von außen (primär von den Eltern), zieht man sich in seine Nussschale zurück bzw. entwickelt diese erst. Leider kann man sich später nur schwer daraus befreien, auch, wenn man sie als oft überflüssig geworden erkennt. Ich bewundere meinen Therapeuten, welche Geduld er in diesem Punkt mit mir hat. :verlegen:

Ich würde sogar die These aufstellen, dass die "unheimliche emotionale Kraft", die man als schizoider Mensch (Erwachsener) ja hat, überhaupt erst durch diesen kindlichen "Kraftakt" entsteht: Die für das Baby emotional aussichtslose Lage macht es erforderlich, alle Kraft in sich selbst zu konzentrieren, um überleben zu können - eine Kraft, die das Kind eigentlich noch gar nicht hat. Nachdem dieser "Muskel" dann einmal trainiert ist, bleibt er auch dauerhaft erhalten und behindert einen dann später als Erwachsenen. Die so genannte "Charakterbildung mit Abwehrfunktion" ... :katze:


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