Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

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Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Insuffizienz » 10. April 2015, 23:06

Was haltet ihr vom Bedingungslosen Grundeinkommen? Mir liegt das Thema sehr am Herzen und will zumindest, dass andere darauf aufmerksam werden.
https://www.grundeinkommen.de/

:erklärbär2:

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orinoco
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon orinoco » 10. April 2015, 23:28

Im Sinne einer Abkehr von der derzeit herrschenden Traumaatmosphäre, die die Menschen mit Angst, Zwang und Mangel traumatisiert und regiert (siehe viewtopic.php?t=1224&p=16319#p16319) ein absolutes "Ja". Nur leider werden wir ja von dieser institutionellen Diktatur unterdrückt, dass wir gar nicht entscheiden dürfen ob oder ob nicht. Von daher ist eine weitere Diskussion ziemlich fruchtlos:
Erst wenn das Volk in der Sache selbst entscheidet, geht es um die Sache selbst

alles andere löst sich meist schnell in heißer Luft auf.
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon nuechternheit » 11. April 2015, 01:06

Ich verweise hier auch auf das Recht auf Faulheit.
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Imagohominis » 11. April 2015, 06:07

Das bedingungslose Grundeinkommen könnte die Macht des Marktes auf den Menschen ein wenig brechen und ihn von einem homo oecnomicus distanzieren und Raum für ein vollwertigeres Individuum schaffen, das in seiner individuellen Freiheit nicht länger als Drohne der Finanzmärkte agiert, sondern als wahrlich selbstbestimmtes Wesen.. Das ist meine Auffassung von Menschenwürde.

Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommen scheint jedoch diametral zur aktuellen Politik zu sein. Ein Deutschland, das sich rühmt, Exportweltmeister zu sein, obwohl diese Illusion mit der sinistren Wahrheit einhergeht, dass andere Märkte dafür zahlen müssen, wird - solange die Doktrin der Märkte herrscht - nie die Qualität des Menschen schätzen, die in allen Menschen steckt.. Bevor ein bedingungsloses Grundeinkommen möglich wird, muss sich auf der Welt grundlegendes ändern, denn solange sich Staaten von einander separieren - sich im Wettkampf zu anderen sehen -, so sehr im gleichen Maße werden diese Staaten auch ihre Bürger behandeln..

Gutes Interview dazu: https://www.youtube.com/watch?v=XAdy55SQEgo
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Geextah » 11. April 2015, 08:19

Ich habe vor einiger Zeit mal mit jemandem über dieses Thema geredet und bin dabei schnell auf taube Ohren gestoßen.
Als Beispiel wurde unter anderem eine drogensüchtige Verwante von mir herangezogen und ich bekam zu hören
"Willst du, dass so jemand ein bedingungsloses Grundeinkommen erhält, dass die dann vielleicht noch für Drogen ausgibt?"

Das Argument kam aus einer Stresssituation heraus und natürlich, wenn man in dieser Situation darauf antworten sollte, würde schnell ein "Natürlich nicht" kommen.

Doch ganz so einfach ist das Ganze halt nicht, denn dabei wird vergessen, dass durch die Sucht auch massive emotionale Probleme eine Rolle spielen. Und man sollte in dem Fall dann mal darüber nachdenken wie moralisch man handelt jemanden aus dem bedingungslosen Grundeinkommen auszuschließen, nur weil er krank ist.

Dabei wird es einige Menschen geben, die wahrscheinlich ähnlich denken und gar nicht sehen oder sehen wollen, dass es dieser Person schlecht geht bzw. sie Hilfe benötigt, es aber so gar nicht äußern kann - und der soll dann gesellschaftlich noch ausgeschlossen werden.
An dieser Einstellung kann man dann bei dem einen oder anderen sehen, wie verwerflich und unmoralisch das eigene gesellschaftliche Bild eigentlich ist. Noch viel unmoralischer ist es, sich dann auch noch mit Federn zu schmücken, die eigentlich von Nächstenliebe und Co. sprechen.
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Imagohominis » 11. April 2015, 11:47

Als Beispiel wurde unter anderem eine drogensüchtige Verwante von mir herangezogen und ich bekam zu hören
"Willst du, dass so jemand ein bedingungsloses Grundeinkommen erhält, dass die dann vielleicht noch für Drogen ausgibt?"


Das zeigt doch sehr schön, dass viele Menschen 1. die Logik von "Bedingungslosigkeit" (eine Bedingung in der Bedingungslosigkeit ist absurd) nicht verstehen und 2. - und das ist noch prekärer - die Werte, die dahinter stehen, erst recht nicht verstehen. Die Person (die das sagte) würde das gleiche bedingungslose Einkommen wie die drogensüchtige Person bekommen, also worin liegt das qualifizierte Urteil, dass sie das nicht verdienen würde? Weil sie das Geld für Drogen benutzen würde? Dagegen gibt es weiterhin die Strafgesetze. Für was das Geld schließlich verwendet wird, ist eo ipso egal... Man könnte genauso gut (in diesem Szenario) dem Fleischesser vorwerfen, sein bedingungsloses Grundeinkommen für den Fleischkonsum zu verwenden, was gegen irgendeinen moralischen Standpunkt verstieße...

Was ich damit sagen will: Wenn man das BGE für jemanden anderen nicht will, kann man es auch für sich nicht wollen.
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Nebeltal » 11. April 2015, 13:36

Das Bedingunsglose Grundeinkommen muss irgendwann ein Thema der Politik werden, zwangsläufig. Denn im Angesicht des Klimawandels sollte unser neoliberales Gesellschaftmodell schleunigst überdacht werden, eigentlich hätte das schon gestern passieren müssen, aber naja. Desweiteren muss ja auch dem letzten irgendwann klar werden, dass es nicht genug Arbeit für alle Menschen gibt, schon gar nicht bei einer wachsenden Weltbevölkerung + Technischer Fortschritt, der uns viel Arbeit abnimmt.

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon knallschnute » 11. April 2015, 18:09

Hallo!

Nebeltal hat geschrieben:Desweiteren muss ja auch dem letzten irgendwann klar werden, dass es nicht genug Arbeit für alle Menschen gibt, schon gar nicht bei einer wachsenden Weltbevölkerung + Technischer Fortschritt, der uns viel Arbeit abnimmt.


Richtig. Auf der einen Seite werden es immer weniger Arbeitsplätze im industriellen Bereich und auf der andren steigt der Bedarf an Arbeitskräften im Dienstleistungssektor, gerade in den sozialen Berufen (Kinderbetreuung, Altenpflege, etc.) enorm an. Aber da wird zu wenig bezahlt und auf Ehrenämter kostengünstig umgewälzt - was eigentlich unfassbar ist!
Mit einem BGE müssten sich alle Menschen, die in Armut leben oder von Armut bedroht sind nicht mehr enorm einschränken und erniedrigende Anlaufstellen, wie die ARGE, die Tafel, Gebrauchtwarenmärkte, etc. aufsuchen oder gar hungern.
Und was passiert, wenn jeder mehr Freizeit hat? (Die einen denken, da werden alle nur noch rumliegen und in der Früh gar nicht mehr freiwillig aufstehen wollen - sprechen sie aus eigenen Erfahrungen? :zu halten: Die anderen werden sagen, dass es toll ist nun auch mal Zeit für das zu haben, was keine Kohle einbringt, aber persönlich weiter bring.)
Oder wie erginge es den Studenten? Würden evtl. mehr Leute studieren wollen, wenn sie sich keine Gedanken um den finanziellen Aspekt der Studienzeit machen müssten?
Angenommen es gibt ein BGE und die Leute sind nicht mehr so völlig auf ihre Arbeitsstelle angewiesen, dann würde sich in diesem Bereich einiges ändern. Niemand würde mehr unter erniedrigenden Bedingungen arbeiten wollen. (Ein Umdenken bei den Arbeitgebern würde geradezu provoziert.)
Wenn man krankt ist und nicht kann, dann sorgt man für sich und braucht keine Angst haben eine Kündigung und die finanzielle Durststrecke durch eine (erneute) Krankmeldung provoziert zu haben. Es würden evtl. mehr Leute in Teilzeit arbeiten. Viele Aufgaben könnten auf mehr Menschen umverteilt werden und bei der Vielzahl der Mitarbeiter sorgen Urlaub und Krankheit nicht gleich für Engpässe in der Belegschaft, uvm...

Aber der Staat will nicht, dass es allen Menschen besser bzw. gut geht und schon gar nicht möchte er seiner Pflicht als Sozialstaat nachgehen. Er ist nicht einmal in der Lage das unsoziale SGB II durch ein besseres Modell/Gesetz zu ersetzen. Die Art, wie Menschen die auf Hilfe angewiesen sind, die ihnen laut BGB zusteht, durch Willkür und Sanktionen verweigert wird, ist beispielhaft für das schlechte Bild, dass viele Menschen von ihresgleichen haben.
Ja wenn man vermögend und gesund ist und durch gute Bildung und einen tollen Job ausreichend verdienen kann und sich für das Alter abgesichert hat, dann kann man sich gar nicht vorstellen, wie es anders sein sollte. Deswegen muss der arbeitslose Nachbar selber was falsch gemacht haben, denn: "Wer arbeiten will, der findet Arbeit!"
Solche Sprüche geisterten sogar in jungen Jahren in meinem Kopf, als ich noch naiv und zombiehaft mein Dasein fristete. Vielleicht muss man selbst in diese Situation geraten, um zu spüren, dass es nicht immer am Wollen liegt und viele Arbeiten, die z.B. vorwiegend Frauen täglich in ihrer Familie verrichten, eben unentlohnt bleiben, als wären sie weniger wert und ein Freizeitvergnügen.

Überhaupt müsste es ein BGE für die gesamte Weltbevölkerung geben, nicht nur für uns in Deutschland. Natürlich kann man jetzt sagen, dass die armen Länder sich so etwas nicht leisten können - der deutsche Staat kann sich das BGE ja ebenfalls nicht leisten, laut Experten - und schauen, wie es dort machbar wäre.
In jedem Fall wird jeder, der viel Geld hat und von der Armut anderer Menschen profitiert schwerlich den errungenen Luxus und die besonderen Vergünstigungen aufgeben wollen. Da gerade die Mächtigen auch die sind, die von dem Kapitalismus profitieren, werden sie so eine kommunistische Forderung, wie das bedingungslose Grundeinkommen, nicht dulden.

Wir müssen wohl warten, bis es noch mehr Menschen richtig schlecht geht und die Deutschen endlich mal aufmucken und nicht nur jammern.

LG
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Insuffizienz » 11. April 2015, 19:08

11. Apr 2015, 18:09 » knallschnute hat geschrieben:In jedem Fall wird jeder, der viel Geld hat und von der Armut anderer Menschen profitiert schwerlich den errungenen Luxus und die besonderen Vergünstigungen aufgeben wollen. Da gerade die Mächtigen auch die sind, die von dem Kapitalismus profitieren, werden sie so eine kommunistische Forderung, wie das bedingungslose Grundeinkommen, nicht dulden.


Falsch denke ich. Der Kapitalismus ist im Prinzip eine Wirtschaftsform, die mit dem BGE gleichzeitig bestehen kann. Die meisten Modelle des BGE wollen unser Wirtschaftssystem im Sinne des Handels nicht ändern, nur die Verteilung des Geldes.
Je nach Modell kann die Einschränkung für Reiche oder Mächtige ziemlich gering sein, der normale Konsum würde eigentlich in jedem Modell wie jetzt fortbestehen.
Zumal ein Angestellter einen hohen Kostenfaktor darstellt und durch Automatisierungstechnik und den fortschrittlichen Technologien würde es kein Problem mehr darstellen, so viel Angstellte zu entlassen wie sie sinnvoll von Maschinen und Programmen ersetzt werden könnten; denn letzte sind in jedem Fall langfristig um ein Vielfaches günstiger.
Damit kann es mitunter sein, dass das BGE und einer sinnvollen Politik sogar ein Vorteil für Unternehmen darstellen könnte.

Und weiters ist es nicht auch so, dass beinahe jeder von Armut betroffen sein kann? Es gibt sicherlich nicht viele, die ihre Millionen für ihre Zukunft abgesichert haben und nicht irgendwann durch Unglück finanziell in der Misere kommen könnten.
Also wäre das BGE zudem eine Absicherung für fast jeden gegen ein durch Unglück oder Vorbestimmung verursachtes menschenunwürdiges Leben oder gar eines in wirklicher materieller Armut.

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Geextah » 12. April 2015, 10:16

11. Apr 2015, 11:47 » Imagohominis hat geschrieben:Was ich damit sagen will: Wenn man das BGE für jemanden anderen nicht will, kann man es auch für sich nicht wollen.

Ja, in dem Fall, gab es eine komplette Ablehnung des BGE, sowohl für sich, als auch für andere; als Argument sollte halt die Drogensucht herhalten.
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