Insuffizienz hat geschrieben:Ich bin der Meinung, dass der Staat die Verantwortung für die Wahl meines seelischen Wohlbefinden trägt und mir ein Leben in Würde ermöglicht, wenn er es kann, denn das GG besagt es.
Du triffst die Wahl über dein seelisches Wohlbefinden und der Staat trägt die Verantwortung dafür...? Dazu fällt mir nicht einmal etwas ein...
Ich versuche es nochmal verständlicher zu formulieren, was eigentlich ersichtlich sein sollte: Der Staat trägt die Verantwortung dafür, mir mein seelisches Wohlbefinden möglich zu machen. Damit habe ich die Wahl. Da sind wir uns einig.
Momentan ist das nicht der, deshalb das BGE.
Insuffizienz hat geschrieben:Es geht darum, dass der Staat jedem Bürger (weil er ein Mensch ist) das Überleben und Leben in Würde ermöglicht, denn dafür ist er laut GG verantwortlich.
Okay... mit der Schaffung der Rahmenbedingungen für ein ¨Überleben und Leben in Würde¨ bin ich einverstanden...
Insuffizienz hat geschrieben: Warum sollte er Bürgern die Existenzberechtigung prinzipiell entziehen, wenn er sie ohne Probleme jedem Bürger, weil er ein Mensch ist, geben könnte?
Ich unterscheide immer zwischen Existenz und Leben. Soweit ich weiss, wird in Deutschland niemals die Existenzberechtigung entzogen, zumal keine Todesstrafe vollzogen wird. Aber vermutlich verurteilt der Staat die Menschen praktisch zum Tod, weil er ihnen ihre Existenz nicht finanzieren will... ?
Als Mensch geboren zu werden gibt einem mit Sicherheit ein von der Gesellschaft unterstützten Recht auf Existenz. Aber man kann das Recht auf Existenz nicht mit einem Anspruch auf Unterhalt gleichstellen.
Ich finde, man kann das Recht auf Existenz mit einem Anspruch auf Unterhalt gleichstellen.
Insuffizienz hat geschrieben:Und wenn jemand z. B. sich nicht in dem gegeben System unterordnen kann, weil er z. B. psychisch nicht die gegebene Arbeitsstelle auf Dauer ertragen kann, soll er dann trotzdem dort arbeiten müssen, nur um in Würde zu leben? Oder wenn jemand keinen Arbeitsplatz für seine (realistisch) empfundene Berufung erhält, soll er dann trotzdem dort arbeiten müssen, nur um zu überleben? Um danach wahrscheinlich depressiv und unglücklich zu werden.
Mal ganz ehrlich: das Leben ist kein Wunschkonzert!
Ich habe selbst mein Leben mit Arbeiten verbracht, die mich seelisch und körperlich stressten und mich viel kosteten. Und ich sah dergleichen auch an meinen Kollegen. Und doch steckten manche es besser weg als andere... hast du eine Ahnung warum?
Die Antwort welche ich darauf fand ist simpel: sie haben sich außerhalb der Arbeit einen Ausgleich geschaffen, der ihnen Erholung und Freude bringt. Eine Familie, ein für sie gutes soziales Umfeld, eine Beschäftigung (Hobby), die ihnen Gründe liefern, sich täglich dem auszusetzen, was sie manchmal/öfter/ständig ärgert: das Arbeitsleben.
Wenn einen die Arbeit also in Unglück und Depressionen stürzt, so wäre es vielleicht an der Zeit sich zu überlegen, was im eigenen Privatleben nicht stimmt, wenn das Arbeitsleben einen so großen Einfluss auf das Wohlbefinden hat... denn selbst der angenehmste Arbeitsplatz wird einem zuwider, wenn es privat nicht passt.
Ich denke, dein BGE-Bashing rührt auch daher, dass du den Menschen und dir in der Zukunft ein BGE nicht gönnen kannst, weil du selbst unter dem Arbeitszwang und dem damit einhergehenden Belastungen gelitten hast, die durch das BGE behoben werden könnten.
Und ja, das Arbeitsleben, das bei vielen nahezu die halbe wache Lebenszeit ausmacht, kann durchaus ohne andere Probleme allein zu Unzufriedenheit und Depression führen, da bin ich mir ziemlich sicher.
Unverdiente Geschenke zu bekommen, führt zu einer Geringschätzung des Geschenkten.
Die Behauptung ist ersteinmal ziemlich wagemutig. Habe sowas noch nie gehört, wenn ich suche, werde ich wahrscheinlich keine Quelle finden, die das prinzipiell belegt.
Wenn du jemals einen Erfolg in deinem Leben erzielt hast - sei es privat oder beruflich - so wirst du mir zustimmen, daß es für dein seelisches Wohlbefinden und vor allem für dein Selbstwertgefühl weitaus wertvoller war, als hätte man dir alles einfach in den Schoß gelegt.
Jo, mit einem BGE wird das weiterhin geschehen. Sozialer, beruflicher, künstlerischer oder was auch immer wird weiterhin nicht durch ein BGE gegeben sein und muss man selbst erarbeiten. Sehe da kein Problem.
Ich denke, daß für dich das BGE ein Mittel wäre, Menschen den Weg zu ihrer persönlichen Berufung zu ermöglichen und nicht darauf abzielen sollte, einfach nur die Bequemlichkeit des Menschen zu fördern.
Und ich denke auch, daß nachwievor viele Menschen einer Arbeit nachgehen wollen würden. Aber ich weiss auch, daß sie schon bei kleinsten Unstimmigkeiten sich von dieser wieder zurückziehen würden. Oder wenn sie dort nicht die Position innehaben würden, für die sie sich berufen fühlen. Eben weil sie es nicht mehr nötig hätten weiterzumachen.
Wäre wahrscheinlich kein Problem. Dann gibt es eben viele, die mit ihrer Arbeit zufrieden sind und sehr gute Ergebnisse leisten. Andere suchen sich etwas anderes. Ich denke, man kann vieles so arrangieren, dass z. B. viele nur noch halbtags arbeiten etc. Ich denke, das wird sich sicherlich einpendeln. Menschen sind eigentlich Entdecker, Forscher und wollen lernen. Leider sind diese Eigenschaften heute oft extrem rudimentär entwickelt.
Eine Änderung der Lebensumstände mit einem BGE würde da sicherlich Abhilfe schaffen.
Zudem würde ich hoffen, dass das kranke Schulsystem reformiert wird, am besten keine Schulpflicht mehr herrschen würde und man (ja, auch Kinder sind eigenständige Menschen) die Wahl hätte. Anderes Thema!
Würden Menschen einfach aus Liebe zu ihrer Berufung unentgeltlich arbeiten gehen?
Und wenn ja... für wieviel Tage am Stück, bevor sie es wieder gut sein lassen?
Hört man dann Sätze wie: ¨Meine Existenz ist eh gesichert! Mann, ich hab jetzt mal so richtig Lust 4 Monate lang in einer Kanalisation zu arbeiten!¨?
Wahrscheinlich können da schon viele Maschinen die Arbeit übernehmen, nebenbei gesagt.
Und was wenn es keine bezahlten Stellen in seinem Wunscharbeitsfeld gibt?
Wendet man sich dann wieder an den Staat und beklagt sich, daß es in der nationalen Wirtschaft keine Position gibt, die den eigenen Interessen entspricht?
Wenn es keine bezahlten Stellen in seinem Wunscharbeitsfeld gibt, dann gibt es sie nicht. Wieso sollte man da klagen, das wäre doch lächerlich.
Das es anscheinend tatsächlich Menschen gibt, die ein BGE als ihr Grundrecht ansehen, macht leider nur deutlich, wie verwöhnt wir von den Lebensumständen sind.
Ich finde, mit dem BGE wird einfach nur der Reichtum gerecht umverteilt. Und jeden Drecksjob annehmen zu müssen, um zu leben, aber Leere und Depressionen etc. zu spüren, würde ich nicht als erstrebenswert sehen. Der Begriff "verwöhnt" ist ja mal völlig fehlplatziert. Mit einem BGE wird einem nur ein (potenziell) würdeloses, armes Leben erspart, einfach, weil es möglich ist. Es hat nur mit der Umverteilung von Geld zu tun.
Ich geb ja zu, daß es als Gedankenspiel auf den ersten Blick eine nette Idee ist... aber wenn man sich nur ein bisschen ernsthaft damit auseinandersetzt, so sollte man schon die Konsequenzen bedenken und versuchen darauf ernsthafte Antworten zu finden.
Ich denke, ich bin sehr wohl auf die Konsequenzen eingegangen und habe ernsthafte Antworten geliefert. Ich denke, du suchst oft zwanghaft irgendwelche Argumente dagegen.
Ich verstehe nicht warum.
Die einzigen zwei ernsthaft zu diskutierenden Streitpunkten sind m. E. die Frage, ob noch genügend gearbeitet wird (ob es Maschinen, Technologien wie Programme etc. sind, spielt dann gar keine Rolle mehr) und die wahrscheinliche Immigrationswelle.
Ich denke, es gibt eine Menge schlauer Menschen, die sich der Thematik annehmen können. Ich sehe dem BGE positiv ins Auge und hoffe auf ein baldiges Ende des m. E. verfassungswidrigen Hartz4-Konzepts.
(Ich entschuldige mich, falls ich beleidigend war oder gewirkt habe. Es steckt viel Emotionalität von meiner Seite aus in diesem Thema.)