Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

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knallschnute
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon knallschnute » 13. April 2015, 20:55

Hallo Nachtgängerin,

deine ehrliche, ungeschönte Ansicht zum BGE wirkt irgendwie vorwurfsvoll.

Ich möchte gerne darauf eingehen.

Nachtgängerin hat geschrieben:- wieviele Arbeitsplätze können denn überhaupt durch Maschinen ersetzt werden?

Kommt auf die Fähigkeiten der Maschinen an. Bestes Beispiel ist der Bauer und sein Landwirtschaftsbetrieb. Früher brauchte es viele Feldarbeiter und Tiere, die sich um die Aussaat und die Ernte kümmern mussten. Heute fährt er mit seinem riesigen Traktor in Null komma nichts über das Feld und manche Tiere (Hasen, Mäuse, Vögel) erleiden einen regelrechten Schock aufgrund der Geschwindigkeit mit der ihr Wohnraum zerstört wurde.
Selbes erlebt man im Groß- und Einzelhandel. Viele Ketten, fressen regelrecht die kleinen Betriebe/Händler auf und auch der rege Handel im Internet macht den Händlern zu schaffen. Es wird in manchen Regionen bereits vermehrt dazu angeregt seine Lebensmittel über das Internet zu bestellen und es sich nach Hause liefern zu lassen. (Zugegeben sehr verlockend, wenn man kein Auto besitzt, oder keine Zeit hat.) Dafür braucht es dann weder die Regalauffüller, die Verkäufer, noch die Kassierer. Nur noch ein paar Leute für die Verkaufsabwicklung, ein paar wenige die alle bestellten Artikel in einen Karton packen und Boten, die das Ganze zum Kunden fahren.
Außerdem steigt die Zahl der Weltbevölkerung immer mehr an. Man kann auch nicht für immer das eigene Land vor Einwanderern schützen. Und da es bereits viele Arbeitslose gibt und nur wenige von ihnen absolut nicht arbeiten möchten und der arbeitssuchende Rest von Jahr zu Jahr verzweifelter wird, werden diese auch nicht mit einem Mal wie von Zauberhand einen Job erhalten. Da hilft auch keine Umschulung oder verbesserte Qualifikation etwas, wenn der Arbeitsmarkt nichts her gibt, wird deren Situation nicht besser. Aber ja, her mit den Sanktionen! Auf sie mit Gebrüll! Das faule Pack! :roll: *kotz*
- werden zukünftig Einnahmen aus nichtselbständiger und selbständiger Tätigkeit stärker versteuert werden, oder darf man mehr von dem Geld behalten, was man aus seiner Hände/Gedanken Arbeit so erschafft?

Ich weiß nicht, wie man so ein BGE rentabel erwirtschaften kann, gehe aber davon aus, dass vor allem diejenigen, die das meiste Geld einnehmen, auch besonders zur Kasse gebeten werden. Wahrscheinlich ist es dann uninteressant, wie sie es erwirtschaftet haben. Aber was weiß ich schon.
- ist so ein Grundeinkommen dauerhaft finanzierbar, und wenn ja, wie?
Da sind sich nicht einmal die Experten einig. :(
- wird die Neigung des Menschen zu irrationaler Unvernunft dieses neue System schädigen können, und wenn ja, wie (Schwarzarbeit etc.), und was wären adäquate Maßnahmen dagegen?

Hm, ich gehe davon aus, dass die derzeitige Sozialpolitik längst keine mehr ist und es noch schlimmer gar nicht kommen kann.

Und - allgemein - ist es nicht richtig, dass man z.B. als hart arbeitender Selbständiger auch mehr Geld und somit mehr "Wahlfreiheit in der Agitation" besitzt als jemand, der den ganzen Tag seine Freizeit genießt und nichts tut außer zu existieren?

Das Problem ist, dass nicht nur der "hart arbeitende Selbstständige" von irgend welchen Vorzügen profitieren sollte, sondern auch diejenigen, die in der heutigen Arbeitsphilosophie quasi als Arbeitnehmer mit zur Verantwortung gezogen werden und wie Unternehmer einzustufen sind.
Früher hat der Sepp nur seinen Job gemacht, heute muss er im Sinne des Chefs selbst wie ein Chef agieren und dafür sorgen, dass der Laden läuft, aber wird nicht wie ein solcher bezahlt werden.
Man kann es sehen wie man will...

Und dann noch ein bisschen philosophisch: Ich erlebe mich selbst und viel Schizoide nicht unbedingt als "Menschenfreunde". Ist dieser Wunsch nach einem Grundeinkommen nun eigentlich etwas, was ihr euch für euch selbst wünscht (egoistisches Motiv getarnt hinter einem Weltverbesserungsmotiv), oder geht euch das Wohl dieser Gesellschaft tatsächlich so nahe, dass ihr euch diese Gedanken macht? Also uneigennützig oder eigennützig?

Ich bin mal so frech und behaupte, dass jemand der sagt, dass er bei diesem Wunsch nicht auch eigennützig denkt, entweder keinen ausgeprägten Überlebenswunsch hat oder aber genügend Geld besitzt. Doch, wenn ich von mir auf andere schließe, dann freut es mich, dass ich durch meinen Egoismus - weil das Grundeinkommen ja bedingungslos ist - vielen anderen Menschen gleichfalls einen Gefallen tue. Zumal ich ehrlich sagen muss, dass die Beurteilung von wertvollem Tun und wertlosem Tun im Sinne von bezahlter Tätigkeit und unbezahltem Arbeiten recht unausgewogen ist. Jedes Tun hat seinen Wert und sollte entlohnt werden - zumal damit oft die Existenz gesichert werden muss und Kleider, Essen, Wohnraum und Bildung nicht von Bäumen fällt.
Es gibt viele Irrsinnigkeiten in dieser Welt. Z.B. viele leerstehende Häuser und daneben Menschen die unter der Brücke schlafen... Da bin ich froh, dass es diese krassen existenziellen Unterschieden am Ende des Lebens nicht mehr gibt, denn der Tod behandelt sie alle gleich.

Mir selbst ist es eigentlich egal, ob die anderen Menschen Stress haben, sich unwürdig fühlen oder sonst Probleme haben ... meine Empathiefähigkeiten sind da sehr begrenzt.

Hm, das klingt sehr hart. Bist du wirklich dieser Meinung? Ich stelle mir gerne vor, wie ich mich in dieser oder jener Situation fühlen würde und wenn ich mich genug hinein versetzten kann, möchte ich so manche Schicksale gerne ungeschehen machen. Eine Form der Massengehirnwäsche wäre toll, natürlich im Sinne von Friede und Freude... Das Aggressionspotenzial müsste ausgelöscht werden und auch die Gier, die so viel Unheil anrichtet, dann wäre doch alles gut, oder nicht?

Lieben Gruß,
Knallschnute
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Nachtgängerin » 14. April 2015, 03:46

Hallo Knallschnute,


13. Apr 2015, 20:55 » knallschnute hat geschrieben:deine ehrliche, ungeschönte Ansicht zum BGE wirkt irgendwie vorwurfsvoll.



Das war nicht meine Intention.
Ich bin mir ziemlich sicher, diese Angelegenheit "neutral" zu betrachten. Ich erlaube mir, mich ein wenig in die Thematik einzuschnuppern, indem ich diese Fragen stelle.



Ich möchte gerne darauf eingehen.


Dafür braucht es dann weder die Regalauffüller, die Verkäufer, noch die Kassierer. Nur noch ein paar Leute für die Verkaufsabwicklung, ein paar wenige die alle bestellten Artikel in einen Karton packen und Boten, die das Ganze zum Kunden fahren.



Verstehe.
Es gibt aber auch viele neue Bereiche, in denen Menschen tätig sind, etwa die IT-Branche ... gab es nicht immer einen Wandel am "Arbeitsmarkt", zu allen Zeiten, abhängig von technischen Innovationen? Vom nomadisierenden Jäger und Sammler über den sesshaften Bauern bis hin zur IT-Fachkraft?

Was ist heute so exorbitant anders als früher, "vor" dem kapitalistischen System?
War der Bauer bei der weitestgehend manuellen Feldarbeit vor 500 Jahren gesünder oder glücklicher?

Und - hat er nicht auch davon geträumt, ohne diese Plackerei leben zu können?

(ich meine das nicht vorwurfsvoll - ich versuche nur zu verstehen, wie dieses "keiner muss mehr arbeiten"-Gedankengut in den Gesamtzusammenhang passt und auch ob es realistisch ist, dass es praktisch umsetzbar ist)



Außerdem steigt die Zahl der Weltbevölkerung immer mehr an. Man kann auch nicht für immer das eigene Land vor Einwanderern schützen. Und da es bereits viele Arbeitslose gibt und nur wenige von ihnen absolut nicht arbeiten möchten und der arbeitssuchende Rest von Jahr zu Jahr verzweifelter wird, werden diese auch nicht mit einem Mal wie von Zauberhand einen Job erhalten. Da hilft auch keine Umschulung oder verbesserte Qualifikation etwas, wenn der Arbeitsmarkt nichts her gibt, wird deren Situation nicht besser. Aber ja, her mit den Sanktionen! Auf sie mit Gebrüll! Das faule Pack! :roll: *kotz*



Hm, das ist mir ein wenig zu emotional.
Die meisten Einwanderer haben derzeit keine oder keine verwendbare Ausbildung. Wie soll man denn deines Erachtens am besten mit ihnen verfahren?


- werden zukünftig Einnahmen aus nichtselbständiger und selbständiger Tätigkeit stärker versteuert werden, oder darf man mehr von dem Geld behalten, was man aus seiner Hände/Gedanken Arbeit so erschafft?

Ich weiß nicht, wie man so ein BGE rentabel erwirtschaften kann, gehe aber davon aus, dass vor allem diejenigen, die das meiste Geld einnehmen, auch besonders zur Kasse gebeten werden. Wahrscheinlich ist es dann uninteressant, wie sie es erwirtschaftet haben. Aber was weiß ich schon.



Also ähnlich wie jetzt.
Für mich als Unternehmerin ist es bereits hochgradig frustrierend, dass so wenig vom Umsatz übrigbleibt.
Neben direkten und indirekten Steuern, Abgaben und Gebühren fressen einen vor allem Lohn- und Lohnnebenkosten auf.



- ist so ein Grundeinkommen dauerhaft finanzierbar, und wenn ja, wie?
Da sind sich nicht einmal die Experten einig. :(



Hm.
Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass diese Frage längst geklärt sei.

Ist natürlich schlecht.


- wird die Neigung des Menschen zu irrationaler Unvernunft dieses neue System schädigen können, und wenn ja, wie (Schwarzarbeit etc.), und was wären adäquate Maßnahmen dagegen?

Hm, ich gehe davon aus, dass die derzeitige Sozialpolitik längst keine mehr ist und es noch schlimmer gar nicht kommen kann.



Meinst du das im Ernst?


Das Problem ist, dass nicht nur der "hart arbeitende Selbstständige" von irgend welchen Vorzügen profitieren sollte, sondern auch diejenigen, die in der heutigen Arbeitsphilosophie quasi als Arbeitnehmer mit zur Verantwortung gezogen werden und wie Unternehmer einzustufen sind.
Früher hat der Sepp nur seinen Job gemacht, heute muss er im Sinne des Chefs selbst wie ein Chef agieren und dafür sorgen, dass der Laden läuft, aber wird nicht wie ein solcher bezahlt werden.
Man kann es sehen wie man will...



Ich weiß nicht ... ich kenne deine Erfahrungen nicht, aber ich glaube, du verallgemeinerst zu sehr.
Ich kenne viele Arbeitnehmer, die sehr zufrieden sind und gut verdienen, ohne wie eine Weihnachtsgans ausgenommen zu werden. Allerdings nicht in den klassischen Niedriglohnbranchen, sondern tatsächlich eher im Forschungs-, Ingenieurs- und IT-Bereich.
Aber auch viele Handwerker, die ich kenne, sind recht zufrieden. Problematisch ist zum Beispiel am Bau wohl eher die schlechte Zahlungsmoral, wobei hierbei ironischerweise vor allem staatliche Einrichtungen als Spätzahler bekannt und berüchtigt sind ...



Ich bin mal so frech und behaupte, dass jemand der sagt, dass er bei diesem Wunsch nicht auch eigennützig denkt, entweder keinen ausgeprägten Überlebenswunsch hat oder aber genügend Geld besitzt.



Hm.
Ich glaube, ich gehöre eher zu der Sorte Mensch, die anpassungsfähig in Sachen Überlebensfragen sind und diese Fragen auch selbst klären.
Ich käme nie auf die Idee, mich vom Staat versorgen lassen zu wollen - ganz einfach, weil ich nie darauf vertrauen würde, dass das funktionieren könnte (viel zu misstrauisch). Genug Geld? Ja, ist nicht so schlecht. Aber jeder Cent selbst erwirtschaftet und gestartet mit 0,00 Euro bzw. zwei Plastiktüten voller Klamotten.



Zumal ich ehrlich sagen muss, dass die Beurteilung von wertvollem Tun und wertlosem Tun im Sinne von bezahlter Tätigkeit und unbezahltem Arbeiten recht unausgewogen ist. Jedes Tun hat seinen Wert und sollte entlohnt werden - zumal damit oft die Existenz gesichert werden muss und Kleider, Essen, Wohnraum und Bildung nicht von Bäumen fällt.
Es gibt viele Irrsinnigkeiten in dieser Welt. Z.B. viele leerstehende Häuser und daneben Menschen die unter der Brücke schlafen... Da bin ich froh, dass es diese krassen existenziellen Unterschieden am Ende des Lebens nicht mehr gibt, denn der Tod behandelt sie alle gleich.



Ja, und während wir hier zum Beispiel darüber reden, welcher Forumshintergrund uns gefällt, verdursten Tausende, sterben tausende Kinder im Krieg, verrecken Millionen Menschen an Krankheiten ... vermutlich verachten uns Milliarden Menschen, denen es in Größenordnungen schlechter geht, wegen unserer Zivilisationsprobleme.

Vielleicht müsste man sich vor den Fragen zu diesem Grundeinkommen fragen, wie man die Weltbevölkerung grundernähren könnte (sofern man das wöllte) ... ach weiß auch nicht - in mir steckt so wenig Weltverbesserer. [:)]



Hm, das klingt sehr hart. Bist du wirklich dieser Meinung?



Ja, ich habe keinen Antrieb, Menschen zu helfen, die ich nicht kenne und die mir nichts bedeuten. Ich wünsche ihnen auch nicht zwingend etwas Schlechtes, aber ich trage eine große Gleichgültigkeit im Allgemeinen mit mir herum.


Viele Grüße!

Nachtgängerin
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Insuffizienz » 14. April 2015, 11:18

@Nachtgängerin

Es gibt aber auch viele neue Bereiche, in denen Menschen tätig sind, etwa die IT-Branche ... gab es nicht immer einen Wandel am "Arbeitsmarkt", zu allen Zeiten, abhängig von technischen Innovationen? Vom nomadisierenden Jäger und Sammler über den sesshaften Bauern bis hin zur IT-Fachkraft?

Es ist m. E. so, dass wir so fortschrittliche Technologien und den PC und das Internet haben, sodass es nie dagewesene Dimensionen annimmt, uns das Leben in jedwedem Bereich zu erleichtern.
Die Beispiele, die knallschnute aufgelistet hat, würden wahrscheinlich schon mehr als 50 % der Arbeitsplätze im Gegensatz zum 20 Jhd. auflösen.
Und denkst du, dass die Anzahl der Verkäufer und Kassierer im Internet durch Programme auch nur annähernd durch IT-Jobs gedeckt würden? Die Berufsklasse macht wahrscheinlich mehr als 1/3 des Dienstleisungssektors aus, der bekanntlich in Deutschland enorm ist.
- werden zukünftig Einnahmen aus nichtselbstständiger und selbstständiger Tätigkeit stärker versteuert werden oder darf man mehr von dem Geld behalten, was man aus seiner Hände/Gedanken Arbeit so erschafft?

Hängt immer vom Modell ab. Und die Behauptung von knallschnute, dass diejenigen, die das meiste verdienen, besonders zur Kasse gebeten werden, halte ich für falsch. Keine Ahnung, woher die Idee kommt. Da sollte man sich doch nochmal informieren.

Aber jeder Cent selbst erwirtschaftet und gestartet mit 0,00 Euro bzw. zwei Plastiktüten voller Klamotten.

Ja, da kann ich verstehen, dass es einem schwer fällt, anderen Menschen das Recht zur bloßen Existenz und zum Leben in Würde zugestehen zu müssen und man vielleicht etwas schlechter dabei finanziell abschneidet, wenn man vorher (mit Mühe, aber mit Glück!) viel für eine gewisse finanzielle Sicherheit kämpfen musste. Also. warum sollte man dann anderen ein Leben in Würde gönnen? :roll:
Sage wir's mal anders: Auch falls du glaubst (ich weiß nicht, ob du so denkst, ich gehe im folgenden jedoch darauf ein), dass jeder mit viel Mühe und Anstrengung etwas finanziell für sich erreichen kann, dass jeder die gleiche Chance hat und der berufliche/finanzielle Erfolg nicht stark vom Glück/Zufall abhängt, dann liegst du m. E. falsch. Die Gründe wirst du dir selbst ausmalen können.

Ja, ich habe keinen Antrieb, Menschen zu helfen, die ich nicht kenne und die mir nichts bedeuten. Ich wünsche ihnen auch nicht zwingend etwas Schlechtes, aber ich trage eine große Gleichgültigkeit im Allgemeinen mit mir herum.

Ich verstehe nicht, warum man dann bei der Auswahl, dass Leben der anderen schlechter oder angenehmer, würdiger zu gestalten, das schlechtere wählt und Ignoranz walten lässt. Sagen wir mal, das Prinzip des BGE würde funktionieren; dann wären m. E. Menschen, die die Umwandlung des heutigen Sozial-/Verteilungssystems zum BGE verneinen würden, Menschenverachter.
-wird die Neigung des Menschen zu irrationaler Unvernunft dieses neue System schädigen können, und wenn ja, wie (Schwarzarbeit etc.), und was wären adäquate Maßnahmen dagegen?

Schwarzarbeit in einem riesigen Stil vielleicht, aber auch nur bei bestimmten Modellen, die unter der Kategorie Besteuerung des Einkommens zu subordinieren sind, was also mit dem Prinzip der negativen Einkommenssteuer zusammenhängt.

:erklärbär2:

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Nachtgängerin » 15. April 2015, 18:46

@Insuffizienz:

14. Apr 2015, 11:18 » Insuffizienz hat geschrieben:Ja, da kann ich verstehen, dass es einem schwer fällt, anderen Menschen das Recht zur bloßen Existenz und zum Leben in Würde zugestehen zu müssen und man vielleicht etwas schlechter dabei finanziell abschneidet, wenn man vorher (mit Mühe, aber mit Glück!) viel für eine gewisse finanzielle Sicherheit kämpfen musste. Also. warum sollte man dann anderen ein Leben in Würde gönnen? :roll:
Sage wir's mal anders: Auch falls du glaubst (ich weiß nicht, ob du so denkst, ich gehe im folgenden jedoch darauf ein), dass jeder mit viel Mühe und Anstrengung etwas finanziell für sich erreichen kann, dass jeder die gleiche Chance hat und der berufliche/finanzielle Erfolg nicht stark vom Glück/Zufall abhängt, dann liegst du m. E. falsch. Die Gründe wirst du dir selbst ausmalen können.



Ich musste hier etwas schmunzeln.

Grundsätzlich hat sowieso niemand ein universelles RECHT auf Existenz meines Erachtens. Das schließt mich selbst allerdings mit ein.

Ich bin mir nicht ganz sicher, weshalb du davon ausgehen möchtest, dass ich anderen Menschen ein Leben in Würde missgönne. Mir ist es grundsätzlich schlichtweg egal. Aber deswegen wünsche ich ihnen ja nichts Schlechtes.

Meine eigenen wirklich bescheidenen, aber immerhin vorhandenen Erfolge (Geld ist nicht alles, mir geht es vor allem um Autarkie) sind meines Erachtens weder monokausal auf Leistung zurückzuführen noch monokausal auf Glück oder Zufall, wie du es hier suggerierst.


Ich verstehe nicht, warum man dann bei der Auswahl, dass Leben der anderen schlechter oder angenehmer, würdiger zu gestalten, das schlechtere wählt und Ignoranz walten lässt. Sagen wir mal, das Prinzip des BGE würde funktionieren; dann wären m. E. Menschen, die die Umwandlung des heutigen Sozial-/Verteilungssystems zum BGE verneinen würden, Menschenverachter.



Ich verstehe das auch nicht und bin mir nicht sicher, ob du mir das gerade vorwirfst oder allgemein über diese Frage nachdenkst.
WENN das funktionieren würde, hätte ich nichts dagegen, wieso auch?


Grüße.
Und dann wird die Dunkelheit zur Pforte.

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Insuffizienz » 15. April 2015, 19:50

Grundsätzlich hat sowieso niemand ein universelles RECHT auf Existenz meines Erachtens. Das schließt mich selbst allerdings mit ein.

Es geht um die Ideologie. Und wenn ich etwas unterstützen würde, dann das Menschenecht auf Existenz und darauf, in Würde zu leben; was nebenbei auch mindestes für höherentwickelte Tiere auf jeden Fall gelten sollte.
Da finde ich doch einen entsprechenden Gesellschaftsvertrag und eine Charta sinnvoll theoretisch, ungeachtet dessen wie er umgesetzt wird.

Meine eigenen wirklich bescheidenen, aber immerhin vorhandenen Erfolge (Geld ist nicht alles, mir geht es vor allem um Autarkie) sind meines Erachtens weder monokausal auf Leistung zurückzuführen noch monokausal auf Glück oder Zufall, wie du es hier suggerierst.

Du meinst, dass ich suggeriert habe, dass du die Monokausalitäten annimmst? Ja, das wollte ich nochmal hinterfragen.
Ich verstehe nicht, warum man dann bei der Auswahl, das Leben der anderen schlechter oder angenehmer, würdiger zu gestalten, das Schlechtere wählt und Ignoranz walten lässt. Sagen wir mal, das Prinzip des BGE würde funktionieren; dann wären m. E. Menschen, die die Umwandlung des heutigen Sozial-/Verteilungssystems zum BGE verneinen würden, Menschenverachter.



Ich verstehe das auch nicht und bin mir nicht sicher, ob du mir das gerade vorwirfst oder allgemein über diese Frage nachdenkst.
WENN das funktionieren würde, hätte ich nichts dagegen, wieso auch?

Ich bin mir nicht ganz sicher, weshalb du davon ausgehen möchtest, dass ich anderen Menschen ein Leben in Würde missgönne. Mir ist es grundsätzlich schlichtweg egal. Aber deswegen wünsche ich ihnen ja nichts Schlechtes.


Eine Art vermuteter Vorwurf. Du schreibst es wieder. Du "hättest nichts dagegen(BGE)", aber wenn man es nicht umsetzen würde, dann wäre es dir auch egal, angenommen es ginge? Angenommen, du könntest es entscheiden und angenommen, es wäre sicher umsetzbar, würdest du das jetzige System ändern oder wäre es dir wirklich egal?
Ich denke nämlich, dass man sich von sowas nicht distanzieren kann als Mensch, denn wir leben nun mal in einer Gesellschaft und niemand kann sich völlig distanzieren, solange er darin lebt.(außer vielleicht in Regionen, wo niemand ist oder nur Chaos). Deine Aussage ist jedenfalls einfach Ignoranz und damit zwangsläufig eine entscheidende Haltung...

:erklärbär2:

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon nuechternheit » 15. April 2015, 21:07

Ich möchte nur einen kurzen Einwurf machen, der gerne übergangen werden darf (soll).

Nachtgängerin hat geschrieben:Ich bin mir nicht ganz sicher, weshalb du davon ausgehen möchtest, dass ich anderen Menschen ein Leben in Würde missgönne. Mir ist es grundsätzlich schlichtweg egal. Aber deswegen wünsche ich ihnen ja nichts Schlechtes.

Ich verstehe diesen Gedanken. Generell ist mir auch egal, wie andere leben, aber:
Mir kann es nur richtig gut gehen, wenn es anderen auch gut geht. Unabhängig davon, ob ich mit diesen anderen Menschen zu tun habe(n will).
Es ist immer im einzelnen Interesse, dass es der Allgemeinheit gut geht und um allgemeinen Interesse, dass es dem Einzelnen gut geht.
Je schlechter es anderen geht, desto größer die Chance, dass einer von denen zu "unlauteren Methoden" greift und wenn ich Pech habe, bin ich die Person, die es erwischt.
Alleine aus Egoismus sollten wir uns wünschen, dass es allen gut geht.
Der Tod wacht über die Lebenden.

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Nachtgängerin » 15. April 2015, 21:27

@Insuffizienz:


Eine Sache vergisst du hierbei

Eine Art vermuteter Vorwurf. Du schreibst es wieder. Du "hättest nichts dagegen(BGE)", aber wenn man es nicht umsetzen würde, dann wäre es dir auch egal, angenommen es ginge? Angenommen, du könntest es entscheiden und angenommen, es wäre sicher umsetzbar, würdest du das jetzige System ändern oder wäre es dir wirklich egal?
Ich denke nämlich, dass man sich von sowas nicht distanzieren kann als Mensch, denn wir leben nun mal in einer Gesellschaft und niemand kann sich völlig distanzieren, solange er darin lebt.(außer vielleicht in Regionen, wo niemand ist oder nur Chaos). Deine Aussage ist jedenfalls einfach Ignoranz und damit zwangsläufig eine entscheidende Haltung...



nämlich meine Fähigkeit zu logischem Denken und gezieltem Agieren.

Emotional bin ich da allgemein tatsächlich (leider) oft sehr ignorant, was nicht immer leicht ist (manchmal erkenne ich tatsächlich keinen Sinn darin, überhaupt weiter zu existieren). Aber ganz selbstverständlich wäre so ein System, wie das hier skizziert wird, ein gutes System. Könnte ich (wenn es sicher umsetzbar wäre) einfach so entscheiden "dafür" oder "dagegen", dann wählte ich entschlossen "dafür", ganz einfach aus dem Grunde, weil es logisch ist, dass ich in die Situation geraten könnte, es in Anspruch nehmen zu müssen oder wollen.



Grüße.
Und dann wird die Dunkelheit zur Pforte.

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Insuffizienz » 15. April 2015, 22:24

15. Apr 2015, 21:27 » Nachtgängerin hat geschrieben:Eine Sache vergisst du hierbei [...], emotional bin ich da allgemein tatsächlich (leider) oft sehr ignorant, was nicht immer leicht ist (manchmal erkenne ich tatsächlich keinen Sinn darin, überhaupt weiter zu existieren). Aber ganz selbstverständlich wäre so ein System, wie das hier skizziert wird, ein gutes System. Könnte ich (wenn es sicher umsetzbar wäre) einfach so entscheiden "dafür" oder "dagegen", dann wählte ich entschlossen "dafür", ganz einfach aus dem Grunde, weil es logisch ist, dass ich in die Situation geraten könnte, es in Anspruch nehmen zu müssen oder wollen.


Okay, wenn man selbst seine eigene Existenz als (mitunter) sinnlos erachtet, dann ist es nachvollziehbar...
Ich hatte das Gefühl, dass du dich um diese darauf folgende Aussage gedrückt hast, was mir nicht einleuchtet.

Ich persönlich bin unter den Schizoiden vielleicht doch empathischer als ich dachte. Mich bedrückt und kümmert es sehr wohl, wenn es anderen Menschen nicht gut geht. Ich kann mir gerade überhaupt nicht vorstellen wie jemand einfach so sagen kann, dass er nicht traurig, bedrückt, wütend oder sonst was über Leid und extreme Ungerechtigkeit sein kann. Bei mir geht das Desinteresse nur so weit, als dass ich keinen Kontakt mit den meisten Menschen pflegen möchte...

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Insuffizienz » 21. April 2015, 21:14

Ich kann ebenfalls eine interaktive Karte empfehlen, in der jeweils ein Youtube-Video zu jeder Frage erscheint, auf die man klicken kann. In diesen Videos erzählen BGE-Interessierte und Experten ihre Meinung und Fakten zu den entsprechenden Fragen.
http://die-violetten.de/themen/finanz-und-wirtschaft/grundeinkommen/

Insbesondere haben mich die Kommentare zur Finanzierung beeindruckt:
http://bge-interaktiv.de/44.html
Nun ist es ersichtlich: Das BGE ist, jedenfalls in Deutschland, finanzierbar. Denn solange Güter zur Verfügung stehen, die alle Menschen versorgen könnten, so ist durch eine Umverteilung auf jeden Fall ein Existenzminimum und ein Minimum an Teilhabe heute in Deutschland möglich.

Was das Weltgeschehen so für Deutschland resp. Europa beschert, ist eine andere Frage (s. Krim-Krise etc.). Genauso die, ob die wichtigen Arbeiten getan werden, die die Wirtschaft und Gesellschaft aufrechterhalten. Bei Letztem bin ich jedoch frohen Mutes.
Ob der momentane Konsum angemessen, auch im Hinblick auf die Weltbevölkerung, ist und unsere Welt nicht langfristig auf vielerlei Weise ins Verderben befördert, sei dahingestellt.

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen(BGE)

Beitragvon Insuffizienz » 1. Mai 2015, 11:39



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